Covidfencing effects on cross-border deterritorialism: the case of Europe

Covidfencing effects on cross-border deterritorialism: the case of Europe

Grenzraum
Europäische Union, Schengen-Raum
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Die regionalen Auswirkungen der Gesundheitskrise im Zusammenhang mit Covid-19 sind Indizien für einen Prozess der Entterritorialisierung, der in den europäischen Grenzregionen stattfindet.

Zusammenfassung

Zu Beginn des Jahres 2020 wurden in Europa infolge der Covid-19-Epidemie zahlreiche nationale Grenzen unvermittelt dichtgemacht. Dieses völlig neue Phänomen, das in diesem Artikel unter dem Begriff « covidfencing » zusammengefasst wird, hat für zahlreiche grenzüberschreitende ArbeiterInnen schwerwiegende Nachteile gebracht. Dieser Vorgang hat ebenfalls die Deterritorialisierung zahlreicher Aktivitäten in Europa gezeigt, die nunmehr nicht mehr nur von einem, sondern von mehreren Teilgebieten abhängen sowie von der Möglichkeit, die Grenzen zwischen den Gebieten überschreiten zu können.

Inhalt

Der Artikel beschäftigt sich zunächst mit den allgemeinen Auswirkungen der Gesundheitskrise, wobei insbesondere die Schließung der Grenzen in Europa thematisiert wird, welche die Kohärenz des Schengen-Raums auf die Probe gestellt hat. Der Artikel betont und lobt auch die Resilienz der grenzüberschreitenden Organisationen, die auf die Grenzschließungen reagiert haben, indem sie dazu Daten gesammelt und zukunftsorientierte Überlegungen angestellt haben.

Im ersten Teil wird auf unterschiedliche Definitionen Bezug genommen. So fasst der Begriff der "Deterritorialisierung" einen Prozess zusammen, der es erlaubt, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einem Nationalstaat zu arbeiten. Ein solcher Prozess wird durch das Zusammenlegen bzw. die Aufhebung verschiedener wirtschaftlicher, sozialer, rechtlicher, kultureller, physischer, ökologischer und institutioneller Parameter gewährleistet. Dieser Prozess steht dem der "Territorialisierung" gegenüber.

Ziel dieses Artikels ist es festzustellen, welchen Einfluss die Grenzschließungen im Kontext der Gesundheitskrise auf den Deterritorialisierungsprozess in unterschiedlichen Bereichen gehabt haben. Im sozialen Bereich kam es in einigen Grenzregionen zu Problemen im Bereich der Gesundheitsversorgung, die auf die begrenzte Mobilität von Gesundheitspersonal und Patienten sowie auf das aufkommende Misstrauen im Hinblick auf mögliche Ansteckungsgefahren, die durch Personenfreizügigkeit entstehen könnten, zurückzuführen sind. Zu den positiven Effekten zählten spontane Kooperationen und Synergien, durch die es möglich war, diese Hindernisse zu überwinden. In den Bereichen der Wirtschaft und der persönlichen Kontakte kam es natürlich zu Sperrungen, wie z. B. für einige Verkehrsverbindungen über den Ärmelkanal. Bereits geplante mittelfristige Kooperationsmaßnahmen wurden teilweise beschleunigt, um die Auswirkung dieser Blockaden zu verringern. Es gab auch die Möglichkeit, Best Practice- Erfahrungen auszutauschen. Im Umweltbereich dagegen ließen sich nur wenige Auswirkungen beobachten, was auf die relativ kurze Dauer der Schließungen zurückzuführen ist.

In seinem letzten Teil beschäftigt sich der Artikel mit der Analyse der territorialen Auswirkungen der Krise auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und stellt diese anhand von fünf unterschiedlichen Dimensionen auf Karten dar: Zugangsmöglichkeiten, institutionelle, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit. Naturgemäß litten die Grenzregionen, die am stärksten von den wirtschaftlichen Dynamiken an der Grenze abhängig sind, auch am meisten unter den Grenzschließungen. Die Karten zeigen ein Ungleichgewicht zwischen der wirtschaftlichen grenzbedingten Abhängigkeit und der Abhängigkeit im sozialen, kulturellen und institutionellen Bereich.

Fazit

Das Phänomen der Grenzschließungen hat gezeigt, dass es nach wie vor reflexartige staatliche Reaktionen zur Kontrolle der Grenzen gibt. Zudem haben diese Grenzschließungen aber im Bereich der Grenzarbeit und der Zugangsmöglichkeiten zur Notfallversorgung im Gesundheitsbereich auch Probleme aufgezeigt, die mit dem Fortschritt des Deterritorialisierungsprozesses in einigen europäischen Grenzregionen zusammenhängen.

Was ebenfalls auffällt, ist der Mangel an Planung und Abstimmung, was die Antizipation der negativen Auswirkungen einer, und sei es nur temporären, Grenzschließung angeht. Mit Ausnahme des Umweltbereichs lässt sich dieser Mangel in allen hier untersuchten Bereichen feststellen, vom Wirtschaftsbereich bis hin zum Sozialen. Dort wo es gelang, die Auswirkungen einzudämmen, gab es grenzüberschreitende Einrichtungen, die schnell eingreifen konnten, um die Zusammenarbeit wieder zu ermöglichen oder um alternative Lösungen in der Krise anzubieten.

Die Auflistung der Auswirkungen solcher Grenzschließungen bestätigt ebenfalls, dass es sich bei der Deterritorialisierung in den Teilgebieten, die seit längerem zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gehören, um einen viel weiter fortgeschrittenen Prozess handelt. So ist Grenzarbeit in solchen Regionen z. B. weiter verbreitet.

Die Grenzschließungen haben neuere Erkenntnisse der Grenzstudien bestätigt. So sind zunächst soziale Praktiken im Zusammenhang mit Grenzschließungen in weitaus höherem Maße betroffen als etwa die Sicherheit oder die Integrität der nationalen Staatsgebiete.

Kernaussagen

Die Auswirkungen der Grenzschließungen während der Gesundheitskrise zu verstehen, bedeutet zu erfassen, in welchem Maße einige europäische Regionen von grenzüberschreitenden Prozessen abhängig sind.

Die Grenzschließungen haben Auswirkungen in vielen Bereichen gehabt, mit Ausnahme des Umweltbereichs. Hauptbetroffene waren dabei grenzüberschreitende ArbeiterInnen.

Vorhandene Einrichtungen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit haben es erlaubt, die negativen Auswirkungen abzumildern und aktive Maßnahmen zu ergreifen, um diese abzufedern.

Leitung

Eduardo Medeiros

Verfasser des Eintrags
Beiträge

Guillermo Ramírez, Gyula Ocskay, Jean Peyrony

Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2020
Erschienen in
European Planning Studies
Identifikationsnummer

https://doi.org/10.1080/09654313.2020.1818185