Governance - Macht - Kooperation


In Kürze: Dieser Schwerpunkt beschäftigt sich mit Fragen, die auf Steuerungsprozesse und Ungleichheitsverhältnisse abzielen. Dabei wird zwischen drei Untersuchungsbereichen unterschieden: Steuerungsprozesse in der institutionellen grenzüberschreitenden Kooperation, Prozesse der Selbststeuerung im Alltag und eine machtkritische Perspektive als generelle Forschungshaltung bei der Analyse von bordering-Prozessen. Die Untersuchungsbereiche fokussieren auf institutionelle und individuelle Untersuchungskontexte in der Großregion und anderen Grenzregionen und helfen, die Herausforderungen und Chancen der grenzüberschreitenden Kooperation zu identifizieren, alltagskulturelle Logiken des bordering zu verstehen und Logiken des Ein- und Ausschlusses aufzudecken.


 

Der Schwerpunkt „Governance – Macht – Kooperation“ beschäftigt sich sowohl diachron als synchron mit Fragen, die auf Steuerungsprozesse und Ungleichheitsverhältnisse auf verschiedenen Ebenen und aus unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln abzielen. Eine Systematisierung ermöglicht die Unterscheidung von drei Zugängen, die sich auf institutionelle und individuelle Untersuchungszusammenhänge in grenzüberschreitenden territorialen und nicht-territorialen Kontexten in der Großregion und anderen Grenzregionen beziehen.

Über die Untersuchung von institutionellen Steuerungsprozessen sollen vertiefte Einblicke in die Herausforderungen der institutionellen grenzüberschreitenden Kooperation gewonnen und ihre Chancen identifiziert werden. Dafür bietet die Großregion mit über 40 Jahren Erfahrungen in der grenzüberschreitenden Kooperation einen geeigneten und vielfältigen Untersuchungskontext. Hier sowie in anderen Grenzregionen können auf bereits vorliegende Erkenntnisse – etwa im Bereich der Raumplanung – aufgebaut werden, aber auch andere sektorale grenzüberschreitende Kooperationen (z. B. im Bereich Arbeitsmarkt, Hochschulwesen, Kultur) unter dem Governance-Aspekt erschlossen werden. Die Untersuchungen schließen Fragen von Organisations- und/oder Verwaltungskulturen einschließlich typischer Ausbildungswege der Akteure ebenso ein wie rechtlich-administrative Strukturen.

Daneben werden Prozesse der Selbststeuerung untersucht, die sich auf individueller Ebene in Praktiken der Selbstpositionierung gegenüber gesellschaftlichen normativen Zuschreibungen äußern (Gouvernementalität (Foucault)). Das Ineinandergreifen von normativen Zuschreibungen einerseits und individuellen Selbstpositionierungen andererseits spiegelt sich in alltagskulturellen Aneignungen wider, die als Zwischenräume – d.h. unter dem Aspekt der Abweichungen und kreativen Umdeutungen – im Zentrum stehen. Die Untersuchung solcher Zwischenräume als dynamische Aneignungen gibt Aufschluss über alltagskulturelle Logiken des bordering, z. B. im Zusammenhang mit Raum- und Geschlechteridentitäten oder Prozessen der Selbstoptimierung.

Der Schwerpunkt umfasst außerdem eine Frage, die sich bei der Untersuchung von bordering-Prozessen als generelle Forschungshaltung durchgesetzt hat: die politische Frage nach den bestehenden Machtverhältnissen bzw. nach der Etablierung von Hegemonien, die Grenzziehungen hervorbringen und/oder Differenzen zum Zweck der Legitimation naturalisieren. Eine solche machtkritische Perspektive erlaubt, Logiken des Ein- und Ausschlusses sowie das Aushandeln von Dominanzverhältnissen in unterschiedlichen gesellschaftlichen und räumlichen Untersuchungskontexten aufzudecken. Dafür bieten nicht nur historische Betrachtungen geeignete Anknüpfungspunkte, sondern ebenso bordering-Phänomene der Gegenwart, wie sie sich z.B. auf europapolitischer Bühne verdichten oder in Netzwerken der grenzüberschreitenden Kooperation artikulieren.