Grenzgängerbeschäftigung in Europa: Regionale Praktiken und Realitäten
Zwei Millionen Grenzgänger*innen arbeiten in Europa, die meisten davon in der Schweiz und in Luxemburg. Trotz der wachsenden Bedeutung des Phänomens hat sich noch keine europäische Grenzgänger*innenforschung etabliert. Diese Lücke wollten das LISER, das UniGR-Center for Border Studies und andere Partner mit der Konferenz „Grenzgänger*innenbeschäftigung in Europa“ am 5. und 6. Mai 2022 schließen.
In 20 Vorträgen und einem Rundtischgespräch wurde das breite Spektrum der Grenzgänger*innenforschung aus sozioökonomischen, soziokulturellen und methodischen Blickwinkeln diskutiert.
Die internationale Konferenz mit über 80 Teilnehmer*innen startete mit dem Rundtischgespräch “Realitäten und Herausforderungen der Grenzgängerbeschäftigung” unter Leitung von Rachid Belkacem (Université de Lorraine, UniGR-CBS). Die Debatte zwischen Vertreter*innen und Wissenschaftler*innen des STATEC, LISER, der Universität des Saarlandes und der Interregionalen Arbeitsmarktbeobachtungsstelle reichte von der statistischen Beobachtung der Grenzgänger*innen über ihre gewerkschaftliche Vertretung bis hin zu Fragen der Vergütung und Ausbildung.
Das erste wissenschaftliche Panel unter Leitung von Isabelle Pigeron-Piroth (Universität Luxemburg, UniGR-CBS) beschäftigte sich mit dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt in der Schweiz. Die Wissenschaftler*innen aus der Alpenrepublik und aus Spanien stellten in ihren Vorträgen die Entwicklung der Grenzgänger*innenbeschäftigung vor und diskutierten das Management von Jobangebot und Nachfrage.
Im zweiten Panel unter Leitung von Christina Gathmann (LISER) standen juristische Aspekte der Grenzgänger*innenbeschäftigung im Zentrum. Die Vortragenden aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Polen und den Niederlanden beschäftigten sich mit der Koordination der soziale Sicherungssysteme im Kontext der Europäisierung sowie mit spezifischen Ansätzen in europäischen Grenzregionen.
Das dritte Panel unter Leitung von Christian Wille (Universität Luxemburg, UniGR-CBS) widmete sich den grenzüberschreitenden Lebenswelten von Grenzgänger*innen. Die Referent*innen aus Dänemark, Deutschland und Tschechien diskutierten Identitätsfragen, kulturelle Einstellungen zum Arbeitskampf sowie grenzüberschreitende Sozialkontakte während der Pandemie.
Das vierte Panel unter Leitung von Peter Dörrenbächer (Universität des Saarlandes, UniGR-CBS) griff territoriale Aspekte der Grenzgänger*innenbeschäftigung auf. Die Wissenschaftler*innen aus Polen, Frankreich und Luxemburg diskutierten Governancedynamiken in europäischen Grenzregionen im Kontext von Covid-19-Grenzschließungen, Regionalentwicklung, Verkehr und die Bedeutung, die dabei der Gruppe der Grenzgänger*innen beigemessen wird.
Das fünfte Panel unter Leitung von Grégory Hamez (Université de Lorraine, UniGR-CBS) fokussierte auf raumbezogene Auswirkungen des grenzüberschreitenden Arbeitsmarkts. Dabei setzten sich die Wissenschaftler*innen aus Belgien und Polen mit Coworking Spaces, Verkehr und der Abwanderung von qualifizierten Fachkräften in europäischen Grenzregionen auseinander.
Im Schlusspanel unter Leitung von Franz Clément (LISER) stand die Frage im Zentrum, wie Aspekte des grenzüberschreitenden Arbeitsmarkts wissenschaftlich analysiert werden können. Diese methodischen Themen diskutierten die Referent*innen aus Luxemburg, USA, Frankreich, Belgien an konkreten Beispielen der quantitativen Forschung.
Die Konferenzteilnehmer:innen wurden am ersten Tag von Georges Engels, Minister für Arbeit, Beschäftigung sowie Sozial- und Solidarwirtschaft, begrüßt. Er unterstrich die Bedeutung der Grenzgänger*innenbeschäftigung in Luxemburg und wünschte den Anwesenden eine produktive Tagung. Am Konferenzdinner nahm Jean Asselborn, Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten des Großherzogtums Luxemburg, teil und ging in seinen Grußworten auf die europäische Dimension des Konferenzthemas ein.
Organisationsteam
Franz Clément, Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Rachid Belkacem, UniGR-Center for Border Studies (Université de Lorraine)
Isabelle Pigeron-Piroth, UniGR-Center for Border Studies (Universität Luxemburg)
Christian Wille, UniGR-Center for Border Studies (Universität Luxemburg)
Wissenschaftlicher Beirat
Andrea Albanese, Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Rachid Belkacem, UniGR-Center for Border Studies (Université de Lorraine)
Franz Clément, Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Frédéric Docquier, Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Peter Dörrenbächer, UniGR-Center for Border Studies (Universität des Saarlandes)
Frédéric Durand, Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Grégory Hamez, UniGR-Center for Border Studies (Université de Lorraine)
Isabelle Pigeron-Piroth, UniGR-Center for Border Studies (Universität Luxemburg)
Christian Wille, UniGR-Center for Border Studies (Universität Luxemburg)