Bordertexturen

Wir sind eine interregionale Arbeitsgruppe im Rahmen des UniGR-Center for Border Studies. Unser Schwerpunkt liegt auf der kulturwissenschaftlichen Ausprägung der Border Studies mit dem Ziel, die (Re-)Produktionen von Grenzen und ihre (Re-)Präsentationen umfassender zu verstehen und damit die oft simplifizierende Diskussion von Grenz(raum)fragen zu bereichern.

Zu den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zählen Forschende der Universität des Saarlandes, der Universität Luxemburg und der Universität Lothringen, darunter Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen aus den Bereichen Anglistik, Amerikanistik, Germanistik, Übersetzungswissenschaft sowie Romanistik/Interkulturelle Kommunikation.

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Kulturwissenschaftliche Border Studies
Border Studies beschäftigen sich mit der Erforschung von Grenzen und Grenzräumen. Als interdisziplinärer Ansatz stecken sie ein weitgreifendes transdisziplinäres Arbeitsfeld der Sozial- und Geisteswissenschaften ab. Ging es in den Anfängen vor allem um Fragen innerhalb der auf die USA bezogenen Chicano/a Studies, hat sich das Feld inzwischen erweitert: Neben den lange Zeit vorherrschenden sozialwissenschaftlichen Perspektiven werden zunehmend auch kulturwissenschaftliche Ansätze einbezogen. Diese beschreiben Grenzen nicht primär als geografische oder politische Strukturen, vielmehr rücken kulturelle, performative oder zeitliche Aspekte in den Vordergrund sowie deren Zusammenhänge und Einflüsse auf Prozesse der Grenzproduktion. Die Arbeitsgruppe Bordertexturen arbeitet mit einem solchen kulturwissenschaftlichen Verständnis der Border Studies und entwickelt es in ihren Arbeiten.

Grenzen als Bordertexturen
Das Konzept der Bordertexturen, das die Arbeitsgruppe entwickelt, verortet sich zwischen geopolitischen und sozialwissenschaftlichen Untersuchungen von materiell manifesten Gegebenheiten einerseits und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen von ideell wirksamen Konstruktionen andererseits. Die Analysen der Arbeitsgruppe richten sich auf die jeweiligen komplexen 'Texturen' des Untersuchungsgegenstands, die sich aus Zuschreibungen, Vorstellungen oder körperlichen Repräsentationen in ihren wechselseitigen Verwebungen und Beeinflussung zusammensetzt.

Das Konzept der Bordertexturen ist inspiriert vom Wampumgürtel, der zunächst ein gewobenes Band aus Muschelschalperlen bildet, allerdings ein Vertragsdokument der Irokesen darstellt, die zwischen den Fronten der Kolonialmächte leben. Das Bild des Wampumgürtels leistet es, die Vernetzung unterschiedlicher Aspekte von Grenze als kulturelle Praxis sowie deren Performativität zu thematisieren. Aus einem solchen Blickwinkel auf Bordering-Prozesse untersucht die Arbeitsgruppe Grenzen und Grenzräume anhand von kulturellen Texten und Medien im Zusammenspiel mit sozialen und politischen Diskursen bzw. Praktiken. Somit gelingt es Grenzen als materielle und immaterielle Gebilde der vielschichtigen kulturellen Produktion zu fassen und zu untersuchen und damit die oft auf materielle Grenzen oder metaphorische 'Grenzziehungen' verkürzte Debatten zu bereichern.