Raumentwicklung in Grenzregionen – Bedeutung und Wirkung von Planungsleitbildern und Governance-Prozessen

Raumentwicklung in Grenzregionen – Bedeutung und Wirkung von Planungsleitbildern und Governance-Prozessen

Grenzraum
(Alpen-)Rheintal, Österreich, Vorarlberg, Schweiz, Graubünden, St. Gallen, Liechtenstein, Verflechtungsraum Bodenseeraum, Zwischenstadt Rheintal
Sprache(n)
Deutsch
Einleitung

Die Veröffentlichung beschäftigt sich mit Rolle und Auswirkungen von Raumbildern und Regional Governance Prozessen auf die Raumentwicklung von Grenzregionen.

Zusammenfassung

Ziel der Studie war es Steuerungsstrukturen sowie bestehende Raumbilder der Grenzregion Rheintal und deren Auswirkungen auf die grenzüberschreitende Raumentwicklung zu erforschen. Es wurde differenziert zwischen Top-Down Raumbildern (Politikdokumente, Entscheidungsträger der Verwaltung und der Raumentwicklung aus Österreich und der Schweiz) und Bottom-Up Raumbildern (Lebenswirklichkeiten der Bewohner). Abschließend beschreibt der Autor die bisherige Umsetzung seiner Forschungserkenntnisse in der Raumentwicklung des Grenzraumes.

Inhalt

KONTEXT

Die grenzüberschreitende Raumplanung in der Grenzregion Rheintal zwischen Österreich und der Schweiz gestaltet sich aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen und Planungsverständnisse auf beiden Seiten der Grenze schwierig. Die Studie argumentiert, dass insbesondere unterschiedliche Wahrnehmungen oder ‚Raumbilder‘ der Grenzregion eine abgestimmte Raumentwicklung erschweren können. Unter anderem seien die Rahmenbedingungen auf der anderen Seite der Grenze häufig nicht bekannt. Daher sollen diese Raumbilder, welche auf bottom-up Ebene sowie auch top-down Ebene existieren, untersucht werden.

METHODIK

Zur Ermittlung der Raumbilder wurden, basierend auf einem Regional Governance Ansatz, Interviews mit Experten sowie Einwohnern, Gruppendiskussionen, Straßen- und Fotobefragungen in und außerhalb der Grenzregion durchgeführt sowie unter Anleitung erstellte Mental Maps ausgewertet. Damit sollte ein Kontakt mit den Bewohnern des Grenzraumes „auf Augenhöhe“ erreicht werden. Zudem wurden Begehungen im Fallstudiengebiet vorgenommen und Beobachtungen in grenzüberschreitenden Prozessen aus der Berufspraxis genutzt. Diese qualitativen Erhebungen wurden durch statistische Datenauswertungen (funktionale Verflechtungen, Siedlungsentwicklung, Siedlungsstruktur) zur grenzüberschreitenden Zwischenstadt Alpenrheintal ergänzt und kartografisch dargestellt. Des Weiteren wurden transnationale, nationale sowie grenzregionale Planungsdokumente in Hinsicht auf deren Darstellung der derzeitigen und zukünftigen Top-Down Raumbilder ausgewertet. Auch wissenschaftliche und weitere regionsspezifische Literatur wurde ausgewertet.

INHALTSVERZEICHNIS

Abkürzungsverzeichnis

Zusammenfassung

1. Einleitung

   Ausgangssituation – Überblick über das Untersuchungsgebiet

   Verdichtung der Problemstellung

   Forschungsfragen und Zielsetzung

   Einordnung der Forschungsergebnisse

2. Theorie

   Raumverständnis

   Leitbegriff „Grenzregion“

   Leitbegriff „Zwischenstadt“

   Leitbegriff „Regional Governance“

3. Werkzeugkasten

   Überblick zu den Methoden

   Zentrale Werkzeuge

4. Grundlagen

   Exkurs zur Grenzgeschichte des Rheintals

   Grenzregion Rheintal

   Zwischenstadt Rheintal

5. Top-Down-Raumbilder und Regional Governance im Rheintal

   Nationale Lupe: Österreich und Schweiz

   Transnationale Lupe: Europäischer Verflechtungsraum Bodenseeraum

   Regionale Lupe: Rheintal

Handlungs- und Entscheidungsraum Vision Rheintal – Strukturen, Prozesse und regionaler Kontext

   Handlungs- und Entscheidungsraum Agglomerationsprogramm Rheintal – Strukturen, Prozesse und regionaler       Kontext

   Exkurs: Einbeziehung der Gemeinden

6. Bottom-Up-Raumbilder der Rheintalerinnen und Rheintaler

   Ankommen

   Das Raumbild Rheintal in den Köpfen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner

7. Schlussfolgerungen

   Fazit und Interpretation

   Nächste Schritte in Richtung gemeinsame Raumentwicklung im Rheintal

8. Umsetzung der Erkenntnisse in der Planungspraxis

   Fehlschläge als Katalysator für die Weiterentwicklung

   Rheintaldialog – ein gemeinsamer Lernprozess

   Bekenntnis zu einem neuen Agglomerationsprogramm Rheintal

   Resümee und Ausblick

Literaturverzeichn

 

Fazit

Raumbilder sind sehr relevant für die räumliche Entwicklung, da auf ihrer Basis häufig Investitionen und Aktionen durchgeführt werden.

Auf beiden Seiten der Grenze des Rheintals wurden Regional Governance Prozesse in der Raumentwicklung angestoßen. Trotz wiederholt ausgedrücktem Interesse grenzüberschreitend zu agieren, hat noch keine grenzüberschreitende Institutionalisierung stattgefunden. Die regionalen Governance-Prozesse auf der österreichischen und schweizerischen Seite sind stark durch die jeweiligen politischen Rahmenbedingungen geprägt und haben zwei unterschiedliche Raumentwicklungsdokumente erstellt. Der grenzüberschreitende Austausch von Planungsbegriffen, Verständnissen und der Erwartungen ist eine wichtige Basis für eine abgestimmte Erstellung von Zukunftsvisionen in den jeweiligen regionalen Entwicklungsprogrammen. Bisher unterscheiden sich die österreichische ‚Vision Rheintal‘ und das schweizerische ‚Agglomerationsprogramm‘ in einigen Themenfeldern noch stark. Daher gibt es in der Untersuchungsregion noch kein ‚gemeinsames‘ Raumbild welches die Kommunikation in der Raumentwicklung erleichtern würde.

Für die Zukunft der Grenzregion wird empfohlen ein gemeinsames Raumbild zu entwickeln und nach außen zu präsentieren, ein grenzüberschreitendes regional Governance Modell zu erstellen und die Bewohner der Grenzregion in einem gemeinsamen bottom-up Raumbild zu vereinen. Im Herbst 2016 wurde ein grenzüberschreitender Verein ‚Agglomerationsraum Rheintal‘ gegründet, welchem folglich österreichische und schweizerische Mitglieder angehören, um ein neues grenzüberschreitendes Agglomerationsprogramm zu erarbeiten.

Kernaussagen

Gemeinsame Raumbilder und Sichtweisen sollten die Basis für grenzüberschreitende Raumentwicklungskonzepte sein. Die Erstellung von grenzüberschreitenden Raumentwicklungskonzepte wiederum trägt zu Lernprozessen und der Erarbeitung gemeinsamer Sichtweisen bei.

Bürgerbeteiligung in Raumentwicklungsvisionen ist erfolgreicher bei greifbaren und verständlichen Themen.

Grenzüberschreitende Raumentwicklungsansätze sollten auf die lokalen Bedürfnisse der Gemeinden und Städte und ihrer Bürger eingehen und diese zum Ausgangspunkt der Visionsentwicklung nehmen.

Leitung

Stefan Obkircher

Verfasser des Eintrags
Ansprechpartner

Stefan Obkircher

Fonction
Promovend der Universität Innsbruck und Raumplaner im österreichischen Bundesland Vorarlberg
Organisation
Universität Innsbruck, Österreich