European Borderlands: Barriers and Bridges in Everyday life

European Borderlands: Barriers and Bridges in Everyday life

Grenzraum
Verschiedene europäische Grenzregionen
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Alltagsprakitiken in 9 verschiedenen europäischen Grenzregionen werden unter Nutzung verschiedener disziplinärer und methodischer Ansätze untersucht, um Grenzen der gesellschaftlichen Entwicklung und Identitätsbildungen in einem sogenannten “grenzenlosen Europa” zu identifizieren.

Zusammenfassung

Der eine Einführung und 11 inhaltliche Kapitel umfassende Sammelband „European Borderlands“, herausgegeben von Elisabeth Boesen und Gregor Schnuer, befasst sich mit Alltagspraktiken in europäischen Grenzregionen, die gesellschaftliche Entwicklungen und kulturelle Identität unterstützen. Dabei werden Veränderungen in Grenzregionen aus historischer, soziologischer, ökonomischer, geographischer, literarischer, anthropologischer oder auch politischer Perspektive betrachtet. Die gewählten Fallstudien befinden sich vor allem in Grenzregionen zwischen Deutschland und seinen Nachbarstaaten, aber auch zwischen Belgien und Frankreich, Estland und Finnland oder Ungarn und der Slowakei. Sie zeigen die Vielfalt der Grenzziehungen, die durch Grenznarrative einem „grenzenlosen Europa“ widersprechen.

Inhalt

Die Kapitel des Sammelbandes sind in drei Blöcke unterteilt: “Border crossings and border politics”, “Communities, relationships and identities in borderlands” und „Living across the border“. In der Einführung stellt Elisabeth BOESEN das Gesamtkonzept des Sammelbandes dar und stellt die Hauptfrage, wie Grenznarrative gefasst werden können (S.4).

Nils MÜLLER untersucht in “A routine-based model of everyday mobility in border regions” alltägliche Mobilitätsroutinen an der deutsch-niederländischen und deutsch-schweizerischen Grenze, die trotz offener Grenzen relative stabil bleiben. Das Konzept wird anhand von qualitativen Interviews untermauert.

Martin KLATTs „Dybbøl 2014: Constructing familiarity by remembrance“ zeigt, wie ein INTERREG-Projekt versucht, mit kultureller Geschichte im dänisch-deutschen Grenzraum zur regionalen Entwicklung beizutragen, aber nur auf der dänischen Seite Erfolge verzeichnen kann, wobei auf die komplexe Struktur von nationalen Mehrheiten und Minderheiten in der Grenzregion und ihre unterschiedlichen historischen Auslegungen hingewiesen wird.

Mit drei Doppelstädten im deutsch-polnischen Grenzraum beschäftigt sich Jaroslaw JAŃCZAK („Cross-border urbanism on the German-Polish border“) bei seiner Entwicklung von Modellen grenzüberschreitender Suburbanisierung anhand von Diskursanalysen, Statistikanalysen und soziologischen Umfragen: „Kohabitation“(asymmetrische Strukturen und geringe Migration), „Kolonialisierung“ (asymmetrische Strukturen und hohe Migration) und „umgekehrte Suburbanisierung“ (symmetrische Strukturen und hohe Migration).

„What makes a place“ von Georg SCHNUER geht der Frage in vier Dörfern im deutsch-luxemburgischen Grenzraum anhand von qualitativen Interviews und teilnehmender Beobachtung nach, welche Brüche durch Neuzugezogene innerhalb der lokalen Bevölkerung entstehen.

Am Beispiel der internationalen Kurstadt Baden-Baden untersucht Eva ZIMMERMANN in „Crossing Territorial border and social boundaries“ zunächst De-Bordering-Prozesse zwischen 1840-1870 durch eine Fokussierung auf die lokale Bevölkerung und die Saisonarbeitskräfte (Kasinokultur, Nutzung der französischen Sprache internationale Produkte etc.) sowie auf ein erneutes Re-Bordering durch den Deutsch-Französischen Krieg.

Der literaturwissenschaftliche Beitrag „Crossing borders“ von Lesley Penné behandelt drei deutschsprachige Novellen aus Belgien und verdeutlicht kulturelle Erinnerungen und Grenzen sowie der Umgang mit Heimat der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

Einen tiefergehenden Blick auf die Arbeitspendler-Bewegungen zwischen Estland und Finnland und ihren positiven wie negativen Effekte, Erfahrungen und Wahrnehmungen auf familiäre und freundschaftliche Beziehungen wirft Keiu TELVE in „The impact of commuting on close relations“ anhand qualitativer Interviews, Online-Befragungen, Auswertung von Social Media und teilnehmender Beobachtung.

Birte NIENABER und Isabelle PIGERON-PIROTH untersuchen in „Cross-border residential mobility of people working in Luxembourg“ die grenzüberschreitende Wohnmobilität in der Großregion anhand von quantitativen Daten (2003-2013) und qualitativen Befragungen unter besonderer Berücksichtigung des debordering und der border surfers.

Ebenfalls beschäftigt sich der Beitrag „Dwelling in (un)familiarity“ von Elisabeth BOESEN und Gregor SCHNUER mit der grenzüberschreitenden Wohnmobilität und kontrastiert die Wohnmobilität von Luxemburgern mit der von internationalen Migranten im deutsch-luxemburgischen Grenzraum, wobei sie das Konzept der „familiarity“ und der „unfamiliarity“ als Prozess ihrer Analyse zu Grunde legen.

Der Beitrag „The residential and symbolic dimensions of cross-border mobility“ von Garance CLEMENT fokussiert sich auf die von Lille(Frankreich) in den belgischen Grenzraum ziehende Mittelklasse und sieht auf Grundlage von qualitativen Interviews mit Migranten und lokalen Akteuren Grenzen als Ressource.

Tamás HARDI legt in seinem Beitrag „Asymmetries in the formation of the transnational borderland in the Slovak-Hungarian border region“ dar, welche Asymmetrien in grenzüberschreitender Kooperation, Interaktion und Reisegewohnheiten durch die Geschichte, geschichtliche Grenzverschiebungen und ethnische und sprachliche Minderheiten hervorgerufen werden und hinterfragt damit, ob die Grenze eine Ressource sein kann.

Fazit

Der Sammelband ist sehr divers in regionalem, disziplinärem und methodischem Vorgehen der einzelnen Beiträge, wobei stets der europäische Kontext den Rahmen bildet. Elisabeth BOESEN selbst folgert in ihrer Einleitung, dass es keine Welt ohne Grenzen gibt. Die Beiträge dieses Sammelbandes haben eine Vielfalt dieser Grenzen gezeigt: mentale, soziale, (geo)politische, narrative, linguistische, alltägliche, ökonomische etc. Sie haben ferner Vertrautheit und Fremdheit, Nähe und Distanz, Grenzbildung und Grenzauflösung/Grenzverschiebung, Prozesshaftigkeit von Grenzen oder Grenzen als Prozess deutlich gemacht.

Kernaussagen

Die Kernaussagen des Sammelbandes sind, dass Grenzen vielfältig auch beim Abbau nationalstaatlicher Grenzen existieren und alltägliche Praktiken und Erfahrungen einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung europäischer Grenzregionen und kultureller Identitätsbildung in diesen „borderlands“ darstellen. Außerdem zeigt sich auch in diesem Sammelband, dass in den Border Studies unterschiedliche Grenzen, unterschiedliche Disziplinen und unterschiedliche Regionen mit ähnlichen Konzepten und Methoden sowie gleiche Grenzen, gleiche Disziplinen und gleiche/ähnliche Regionen mit unterschiedlichen Konzepten und Methoden zu tiefergehenden Erkenntnissen führen.

Leitung

Elisabeth Boesen und Gregor Schnuer

Verfasser des Eintrags
Beiträge

Elisabeth Boesen

Garance Clement

Tamás Hardi

Jaroslaw Jańczak

Martin Klatt

Nils Müller

Birte Nienaber

Lesley Penné

Isabelle Pigeron-Piroth

Gregor Schnuer

Keiu Telve

Eva Zimmermann

 

Ansprechpartner

Elisabeth Boesen

Fonction
Research scientist
Organisation
Faculty of Language and Literature, Humanities, Arts and Education, University of Luxembourg, Luxembourg
Erstellungsdatum
2018
Datum
Verlag
Routledge
Identifikationsnummer

ISBN: 978-1-472-47721-7