Critical Dictionary on Borders, Cross-Border Cooperation and European Integration

Critical Dictionary on Borders, Cross-Border Cooperation and European Integration

Grenzraum
Europa
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Grenzen sind für die Europäische Union (EU) ein zentrales Thema: Aber wie verstehen wir tatsächlich die Bedeutung von Grenzen im Zusammenhang mit der Europäischen Integration und wie funktioniert grenzüberschreitende Kooperation in den unterschiedlichen EU-Grenzregionen? Das “Dictionary” stellt dazu die Hauptakteure vor, deren Beweggründe, Ziele und Instrumente.

Zusammenfassung

Dieses “Critical Dictionary on Borders, Cross-Border Cooperation and European Integration” hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Fragen zu beantworten und ist damit das erste Nachschlagewerk, das zwei bisher noch nicht so eng verknüpfte interdisziplinäre Forschungsbereiche miteinander verbindet, nämlich Grenzstudien und Europastudien.  Alphabetisch angeordnet und mit 66 Karten illustriert, enthält es 209 Artikel, die von 124 Autoren aus unterschiedlichen Ländern und wissenschaftlichen Disziplinen verfasst wurden. Die Beiträge behandeln Theorie, Terminologie, Begriffe, Themen und Räume von grenzüberschreitender Kooperation an europäischen Grenzen und in Grenzregionen innerhalb der Europäischen Union (EU) und um diese herum.

Inhalt

Das “Critical Dictionary” verfolgt, indem es eine mehrdimensionale Perspektive von lokal bis global einnimmt, einen kombinierten historisch-geographischen Ansatz. Es füllt damit eine Lücke in der wissenschaftlichen Literatur zu Grenz- und Europastudien und setzt sich drei Ziele: Zunächst stellt es eine Verbindung zwischen den beiden (derzeit) noch relativ unverbundenen Disziplinen her. Zweitens liefert es mit seinem Überblick zu Theorie, Begriffen, Formen, Akteuren und Instrumenten territorialer Zusammenarbeit in Europa ein interdisziplinäres Instrument für Studenten, Forscher und Praktiker. Drittens stellt es eine Herausforderung für den traditionellen Top-Down-Ansatz der Europäischen Integration dar, indem es nicht nur Institutionen der Europäischen Union (EU) und die Mitgliedsstaaten betrachtet, sondern auch die Verbindungen, die diese Institutionen und Akteure mit der Vielzahl lokaler und regionaler Initiativen haben, die bisher in den Prozess der Europäischen Integration eingeflossen sind.  Damit verkörpert es einen ersten Schritt hin zu einem neuen, dezentralen und gebietsbezogenen Ansatz für die europäische Integration; einem Ansatz, der Integration als ein Mosaik aus bottom-up-Prozessen betrachtet, deren Ursprung auf der lokalen und regionalen Ebene der Grenzregionen in Europa zu finden ist.  Das Buch wird durch alphabetisch geordnete Schlüsselbegriffe strukturiert. Für den Abschnitt zu den Begriffen wurden die Autoren gebeten, jeden Begriff nach einem festen Schema zu analysieren, das (unter anderem) eine Begriffserklärung, verwandte Begriffe, Themenbereiche und bibliographische Hinweise umfasst. Der Abschnitt zur Geographie umfasst Artikel zu Grenzräumen in der EU und begleitende Karten. Dies erlaubt eine Analyse von Grenzen in ihrer Gesamtheit, indem zwischen den Konstruktionen des grenzüberschreitenden Gebiets, den Darstellungen der Grenze und der allgemeinen Geschichte und Governance grenzüberschreitender Kooperation unterschieden wird. Die Autoren dieser gemeinsamen Publikation haben stets betont, dass es sich um ein “kritisches” Nachschlagewerk handelt, d. h. dass kein einheitliches Denken gefordert wird.  Vielmehr wurde von ihnen ihr subjektives Verständnis von Begriffen oder Bereichen erwartet, um so die zukünftige interdisziplinäre Forschung und Diskussion anzuregen. Alle Beiträge waren Gegenstand einer fachlichen Überprüfung, um vor der Veröffentlichung sicherzustellen, dass die Qualitätskriterien einer wissenschaftlichen Diskussion erfüllt waren. Das “Critical Dictionary” ist ein Teil von vier Jean Monnet-Aktivitäten, die von dem EU-Programm Erasmus+ für die Periode 2016-2023 gefördert werden: zwei Jean Monnet-Projekten zu EU-Grenzregionen, einem Jean Monnet-Netzwerk (Frontem) und dem deutsch-französischen Jean Monnet-Exzellence-Zentrum (Universität Straßburg) sowie dem Jean Monnet-Lehrstuhl von Bernard Reitel für Grenzen und Europäische Integration (Universität Artois).

Fazit

Das “Critical Dictionary” ist ein erster Schritt hin zu einem neuen, gebietsbezogenen Ansatz für die europäische Integration. Dieser Ansatz verwendet eine geographisch-historische Methodologie, um eine mehr dezentrale Geschichte von kleinen Integrationsbereichen in Grenzregionen zu beschreiben. Er rekonstruiert die historische Entwicklung vieler lokaler Kooperationsbereiche und interpretiert diese neu vor dem Hintergrund der Europäischen Integration. Wie bei einem Mosaik, dessen Gesamtheit, ähnlich einem Puzzle, von vielen Einzelteilen bestimmt wird, erinnert diese “Mosaik-Methode” an das Holberg Prize-Symposium von 2010 über “Doing Decentered History”: The Global in the Local, bei dem einige Forscher ihre dezentalen Ansätze zu einer globalen Geschichte vorstellten. Das Ergebnis dieses innovativen Ansatzes zur Integrationsgeschichte Europas stellt die Bedeutung von Grenzen und Grenzregionen in ein neues Licht. Das “Critical Dictionary” berücksichtigt daher die vielfältigen Funktionen, die die Grenze im Hinblick auf ihre positiven und negativen Auswirkungen auf die europäische Integration übernimmt. Als ein notwendiger Beitrag zur europäischen Integration führt es uns weg von einer überwiegend einseitigen, positivistischen Betrachtungsweise der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und etabliert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wieder als einen spezifischen Zweig der Border Studies, der dazu beitragen kann, den Prozess der Integration in Europa, aber auch Prozesse der europäischen Desintegration zu erklären. Aus geographischer Perspektive veranschaulicht das “Critical Dictionary” die grenzüberschreitenden Kooperationen in der EU und ihrem Umfeld. Auch mit detaillierten Karten von grenzübergreifenden Regionen kannen sich deren Vergleichbarkeit oft schwierig gestalten, da die semiotische Auswahl von einer Region zur anderen nicht identisch ist. Um also eine vergleichende Analyse zu ermöglichen, wurde auf europäischer Ebene eine aufeinander abgestimmte Legende erstellt. Zwei geographische Größen wurden dabei berücksichtigt: einerseits die Skala, andererseits die Bevölkerung. Drei räumliche Skalen werden dargestellt: überregional, regional und lokal.

Kernaussagen

Das “Critical Dictionary” ist ein guter Ausgangspunkt für die zukünftige Gestaltung der territorialen Zusammenarbeit in Europa, die in den letzten 30 Jahren von großer Bedeutung für die Unterstützung der grenzüberschreitenden Kooperation in Europa gewesen ist. Es ist eine wichtige Lektüre nicht nur für Praktiker und Fachleute aus dem Bereich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, sondern gleichermaßen für Studierende, die eine Laufbahn in diesem Bereich anstreben und an dem Europa von Morgen mitwirken möchten. Es sollte weniger als ein Endprodukt betrachtet werden, sondern eher als ein fortlaufender Anstoß im Sinne einer kritischen Diskussionsgrundlage zum Thema Grenzen, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und europäische Integration.

Leitung

Birte Wassenberg, Université de Strasbourg & Bernard Reitel, Université d’Artois

Verfasser des Eintrags
Beiträge

Université de Strasbourg

UMR Dyname

UR Discontinuités

Mission opérationnelle transfrontalière (MOT)

Transfrontier Euro-Institute Network (TEIN)

Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2021
Verlag
Peter Lang, collection Border Studies and European Integration
Identifikationsnummer

DOI : 10.3726/b15774
ISBN 978-2-8076-0792-7
ISNN 2736-2450