Représentations du transfrontalier

Représentations du transfrontalier

Grenzraum
Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Belgien, Brasilien, Spanien, Großregion, Baskenland, Katalonien, Region Frankreich-Genf
Sprache(n)
Französisch
Einleitung

Die Dokumentation zum Kolloquium «Vorstellungen des Grenzüberschreitenden» bietet einen erweiterten Blick auf die Wahrnehmung der Grenzgänger-Bevölkerungen im Hinblick auf die Forschung, und zwar bei der Bevölkerung der Grenzregionen, in den Medien und in den Institutionen.

Zusammenfassung

Die Veröffentlichung beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Vorstellungen, die bei den Grenzgängern in grenzüberschreitenden Regionen entstehen, sowie für die Widersprüche, die sich in diesen Vorstellungen zeigen, je nachdem, welche Akteure oder Institutionen sie geprägt haben. Das Werk identifiziert die unterschiedlichen Akteure, welche diese Vorstellungen prägen und gibt einen Einblick in die Art und Weise, wie die Bewohner grenznaher Regionen diese Vorstellungen wahrnehmen und wie letztere sich im Laufe der neueren Geschichte der europäischen Integration weiterentwickelt haben.

Inhalt

Das Werk umfasst 5 Teile, zunächst geht es um die Darstellung des institutionellen grenzüberschreitenden Kontextes in Westeuropa sowie um die Erzeugung von Vorstellungen durch diese Institutionen. Danach konzentriert sich das Werk auf die Populationen der Grenzgänger, die als Individuen verstanden werden, die in Grenzräumen leben und arbeiten. Ziel ist es, ein aktuelles Bild der Widersprüche aufzudecken, die sich zwischen den Vorstellungen auf institutionellem Niveau einerseits und aus den Erfahrungen der Bürgerinnen und der Bürger andererseits ergeben.

Der erste Teil mit dem Titel «Akteure und Herausforderungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: Bestandsaufnahme und Analysemethoden» beschäftigt sich mit Grenzräumen als Gebiete, die ihre eigenen Governance-Formen entwickeln, und zwar im Zusammenhang mit den institutionellen und/oder medialen Politiken der Stellen, die ihre Funktionsweise beeinflussen. Dieser Teil besteht aus vier Unterteilen:

  • Vorstellungen des Grenzüberschreitenden und Produktion eines Grenzraums. Soziologische Betrachtung zum Thema französische Ost-Grenzen, von Philippe Hamman.
  • Eine "neue" grenzüberschreitende Region aufbauen. Vorstellungen eines politischen Projekts, von Estelle Evrard & Tobias Chilla.
  • INTERREG IIIa Frankreich-Spanien. Grenze überwinden oder verschieben?, von Xavier Marchand-Tonel.
  • Kritische Betrachtung der Institutionalisierung von grenzüberschreitenden Beziehungen: Herausforderungen eines multiskalaren Ansatzes. Das Fallbeispiel der Grenze zwischen Frankreich und Brasilien, von Madeleine Boudoux d’Hautefeuille.

Der zweite Teil mit dem Titel «Diskursive Strategien, Werkzeuge und Mediationen für die symbolische Konstruktion von Grenzräumen» führt 5 Modelle auf, nach denen Institutionen Grenzbevölkerungen darstellen:

  • Vorstellungen des Grenzüberschreitenden und soziale Fragen. Dreißig Jahre industrieller Wandel in Longwy, von Jean-Luc Deshayes.
  • Die Karte als Darstellungssystem für eine grenzüberschreitende Identität. Das Beispiel der Großregion, von Éric Auburtin.
  • Kultur und Identität in der Großregion. Das Grenzüberschreitende als Bewährungsprobe für Handlungen und kulturelle Darstellungen, von Thomas Perrin.
  • Mediale grenzüberschreitende Nachbarschaftsräume. Mediale Darstellungen und Strategien in Dur und Moll in den baskischen und katalanischen Grenzräumen. Grenzen bzw. Grenzüberschreitendes, Identitäten, Darstellungen, Praktiken, von Pascal Ricaud.
  • «Je t’aime, moi non plus». Die Rolle des Grenzgängers beim Aufbau einer grenzüberschreitenden Genfer Metropolregion, von Jean-Baptiste Delaugerre.

Der dritte Teil mit dem Titel «Auf dem Weg zu einem Entwurf des Grenzüberschreitenden» setzt sich mit dem Typus der Grenzgänger auseinander. Er umfasst drei Beiträge:

  • Grenzarbeiter: Eine Typologie der Lebensweisen, der Darstellungen und der Identitäten im Grenzraum zwischen Frankreich und Genf, von Claudio Bolzman.
  • Gründe für Reisen und Kauftourismus in der Region Unteremwald und in der Pfalz, von Bernhard Köppen.
  • Fachliche Matrix und Darstellung des Anderen, von Marc Weisser.

Der vierte Teil mit dem Titel : «Soziale Bilder zu Grenzgängern - Was stellen soziale oder mediale Akteure dar, was zeigen Debatten und die Reaktionen darauf»  beschäftigt sich mit der dynamischen Konstruktion von Grenzgängerdarstellungen.

  • Fremde - Vertraute. Darstellungen und Status von Grenzarbeitern in Luxemburg, von Christian Wille.
  • Grenzgänger in Luxemburg. Negative Darstellungen und Antwortstrategien, von Julia de Bres, Anne Franziskus.
  • Die Erfindung eines großregionalen Territoriums? Rezeption der Veranstaltung «Citadelles de feu» und Darstellungen des Territoriums bei den Zuschauern, von Cécile Bando, Gaëlle Crenn.
  • Illegale Grenzgänger und Medienberichte. Der Fall der Kwassa-Kwassade in Mayotte (Frankreich), von Bernard Idelson.
  • Der ungeliebte Nachbar: Die ideale Stadt und die Grenze im klassischen Griechenland, von Airton Pollini.

Der letzte Teil trägt den Titel: «Erzieherische, literarische und künstlerische Aneignungen der Grenze» und beschäftigt sich mit Grundlagen und neuen gedanklichen Ansätzen zum Thema:

  • Universitätskooperationen und Ausbildungssituationen im grenzüberschreitenden Kontext. Einrichtungen und Aufgaben, Ziele und Grenzen, von Béatrice Amerein-Soltner, Angeliki Koukoutsaki-Monnier, Marie Louis Échanges.
  • Wann fährt der Zug nach nirgendwo? Mehrstimmige Pfade rund um grenzbezogene Werke, von Claude Nosal.
  • Que... nuages (Nur ... Wolken). Ein grenzüberschreitendes Kunstprojekt, von Anne Immelé.
Fazit

Es gibt zahlreiche institutionelle Initiativen, die gegründet wurden, um Kultur und Identität von grenzüberschreitenden Regionen zu fördern. Ziel dieser Initiativen ist es insbesondere, den entsprechenden Gebieten eine kollektive Identität zu geben, die sich die Bürgerinnen und Bürger in den Grenzgebieten aneignen. Dennoch bleibt Identität im Alltag oft gebunden an die nationalstaatliche und regionale Identität, welche grenzüberschreitende Gebiete ausmacht.

Der Anspruch der institutionellen Akteure im Hinblick auf die Erarbeitung einheitlicher kollektiver Vorstellungen stößt in der Realität oft auf Klischees und auf bereits bestehende Vorstellungen. Somit erscheint es erfolgversprechender, die Idee einer vielschichtigen Identität zu akzeptieren, statt nach einer kollektiven Identität zu streben, so wie es Grenzregionen oft verlangen.

Der Schwerpunkt des Werkes liegt auf der Erlebniswelt der Grenzgänger sowie auf den tatsächlich existierenden Vorstellungen, die dazu im Umlauf sind, mit dem Ziel, bestehende Klischees zu Grenzgängern zu entmystifizieren. Zu den gängigen Klischees zählen solche wie das des Eindringlings, des einfach nur Neugierde Erweckenden, der zur Entwicklung einer Region notwendigen Akteure oder auch die Vorstellung von Personen, die im Alltag der lokalen Bevölkerung nur eine untergeordnete Rolle spielen. Grenzbezogenes wird somit insgesamt als "andersartig" wahrgenommen. In der Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner von Grenzregionen bleibt das grundlegende und ontologische Bedürfnis, alles, was andersartig ist, zu identifizieren, auch wenn dies zuweilen karikaturhaft zu werden droht. Ein solches Bedürfnis zu verstehen und zu akzeptieren, stellt einen entscheidenden Vorteil dar, wenn es darum geht, die Integration dieser europäischen Bürger zu ermöglichen und entspricht im Übrigen einem interessanten Forschungsobjekt.

Kernaussagen

In Grenzgebieten leiden Bewohnerinnen und Bewohner, deren Alltag diesseits und jenseits der Grenzen stattfindet, oft unter zahlreichen Klischees, die ihnen von der jeweiligen lokalen Bevölkerung entgegengebracht werden. Dieses Phänomen hängt insbesondere mit einem mangelnden Bewusstsein kollektiver Identität zusammen, die dazu geeignet wäre, die unterschiedlichen Gruppen zu vereinen.

Die grenzüberschreitenden Institutionen sind sich des Problems bewusst und entwickeln gezielte Medienkampagnen, um den Aufbau einer solchen kollektiven Identität zu unterstützen. Derzeit scheitern sie jedoch daran, das Identifikationsbedürfnis der lokalen Bevölkerung zu spiegeln, welches die Quelle für Klischees über die Grenzgänger darstellt, insbesondere weil der Gedanke einer vielschichtigen Identität noch nicht ausreichend akzeptiert wird.

Leitung

Angeliki Monnier

Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2020
Verlag
Presses Universitaires de Nancy