Daniela Johannes
Assoc. Prof. Daniela Johannes
West Chester University of Pennsylvania (USA)
Gastwissenschaftlerin im Juni und Juli 2021 beim UniGR-CBS an der Universität des Saarlandes
- Das UniGR-CBS sprach mit Daniela Johannes über ihren Gastaufenthalt
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Mein Name ist Daniela Johannes und ich bin Associate Professor in Latinx Studies an der West Chester University of Pennsylvania in den USA. Meine Gastuniversität im UniGR-CBS ist die Universität des Saarlandes. Ich habe meinen Aufenthalt in Saarbrücken im Sommer 2021 absolviert. Mein vorgeschlagenes Forschungsprojekt zeigt auf, wie zeitgenössische Literatur aus borderlands einen geopolitischen Opportunismus des US-Staats an der Kreuzung zwischen Staatsgewalt, Naturvermittlung und menschlichen Einflüssen repräsentieren, in welchem die Sonora-Wüste eine zentrale Rolle als entscheidender Aspekt von Grenzsicherung darstellt und einen „naturpolitischen“ Modus von Souveränität einleitet.
Was ist Ihr Forschungshintergrund?
Durch meinen Hintergrund in Border Studies und Latinx Studies sowie in Literatur- und Kulturwissenschaften und durch die Anwendung eines philosophisch-theoretischen Rahmens dreht sich meine Forschungsarbeit um die Erforschung von Problemen an der US-mexikanischen Grenzen und insbesondere um das, was ich als „border affect“ bezeichne: die dynamischen Beziehungen zwischen individuell motivierten Handlungen, Sicherheitsmodi und materieller Kulturen, wie sie in der Grenzregion der Sonora-Wüste existieren. Hinsichtlich der theoretischen Grundlagen basieren meine Arbeiten auf philosophischen Strömungen des „neuen Materialismus“, interdisziplinären Kritiken, welchen nicht-menschliche Materie als Agenten mit politischer Bedeutung auffassen. Durch meine Forschung plädiere ich für die Vermenschlichung der Gespräche über Grenzen, indem ich den in der Geschichte marginalisieren Latinx die Handlungsfähigkeit zurückgebe.
Warum ist das UniGR-CBS ein interessanter Partner für Ihre Forschung?
Das UniGR-CBS nimmt eine strategische Rolle im Feld der Border Studies ein. Es deckt eine geographische Fläche ab, die das Entstehen einer transnationalen politischen und kritischen Gemeinschaft in Europa darstellt. Grenzparadigmen werden durch regionale Politiken und darüberliegende geopolitische Ereignisse bestimmt, welche denen in den USA zu widersprechen scheinen. Dennoch bringt das derzeitige geopolitische Moment als global-begrenztes Phänomen eine Neudefinition von Grenzwissen sowie zu eine Neukonstituierung von Widerständen über geographische und disziplinäre Begrenzungen hinweg hervor. In diesem Sinne stellt das UniGR-CBS einen entscheidenden Raum dar, diese wissenschaftlichen Dialoge in der Praxis zu führen.
Welche Arten von Kooperationstätigkeiten wurden im Laufe Ihres Forschungsaufenthaltes implementiert?
Während meines Aufenthalts konnte ich an Forschungsprojekten arbeiten und an der internationalen Zusammenarbeit zu Grenzfragen innerhalb der Mitglieder des grenzüberschreitenden UniGR-Netzwerks teilnehmen, wobei ein besonderes Interesse auf den multidisziplinären Feldern der Literatur- und Kulturwissenschaften sowie den North American Studies lag. Ich habe zwei meiner laufenden Arbeiten im derzeit stattfindenden und von Dr. Astrid Fellner und dem Department für American Studies organisierten Forschungskolloquium präsentiert: „Dust and Death: Politics of Nature at the U.S-Mexico Border“ und „The Calendars of Death: Necropolitics at the Border and the Affective Power of Art“. Ich habe an öffentlichen Foren teilgenommen, welche außerhalb des Campus von der Gastuniversität organisiert wurden, und habe Verwaltungs- und Lehrkräfte der Universität des Saarlandes, der Europäischen Akademie Otzenhausen sowie des Deutsch-Amerikanischen Instituts getroffen, um die Zusammenarbeit auszubauen.
Wie wird die zukünftige Kooperation aussehen?
Zukünftige Projekte, über die ich mit Astrid Fellner und Eva Nossem gesprochen habe, umfassen die Aufrechterhaltung der Zusammenarbeit zwischen der West Chester University und der Universität des Saarlandes in Hinblick auf ein mögliches Austauschprogramm für Lehrende und Forschende sowie die Eröffnung von Möglichkeiten für Studierende, Kurzzeitauslandsaufenthalte zu absolvieren. Als Direktorin der Latin America und Latinx Studies an der West Chester University plane ich, unsere Zusammenarbeit einzubringen, um das Programm durch die gemeinsame Teilnahme an guest speaker-Veranstaltungen, ein Panel bei unserer jährlichen Latinx Communities Conference oder andere öffentliche Foren zu bereichern. Zusätzlich haben haben wir an der Organisation eines zweiten Besuchs in Saarbrücken gearbeitet, um die Zusammenarbeit im Rahmen der von Eva Nossem gestarteten Initiative „Border Languaging“ auszubauen. Dafür soll die Dozentin und Filmemacherin Dr. Iliana Pagán von der West Chester University zum Team stoßen, deren neuer Film Twin Tongues die Risiken und Politiken von Sprachverlust bei Kindern von Migrant*innen in den USA erforscht.
Alles in allem habe ich vor, mit Dr. Fellner und Eva Nossem an der Universität des Saarlandes zusammenzuarbeiten. Dies wird für unsere beiden Institutionen von Vorteil sein, da unsere Kollaboration geographische Vielfalt und interdisziplinäres Potential zusammenbringt.