Sprache – Kultur – Identität

Working Paper Vol. 18

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Working paper Vol.18
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Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat nicht nur zu einer Verschiebung der territorialen und mentalen Grenzen in Europa geführt, sondern auch tiefgreifende Veränderungen der geopolitischen Visionen der heutigen Welt und ihrer wirtschaftlichen, politischen und sozialen Zukunft bewirkt. Auf welche Weise hängt Russlands Krieg in der Ukraine mit Fragen nach Grenzen und Identitäten zusammen? Dieses Interview befasst sich mit den zahlreichen geopolitischen, sozialen und existenziellen Fragen zum Thema Grenzen und Identität im aktuellen Krieg und analysiert auch die Rolle der Wissenschaft in diesem Krieg. Die Grenzwissenschaftlerinnen Astrid M. Fellner und Eva Nossem haben mit drei ukrainischen Forscher:innen gesprochen, nämlich Julia Buyskykh, Alina Mozolevska und Oleksandr Pronkevich, die ihre Ansichten über die Verstrickungen von Grenzen, Identität und Krieg teilen und versuchen, sich mit den neuen Realitäten auseinanderzusetzen.

UniGR-CBS Working Paper Vol. 17

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Working Paper Vol. 17
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Im 21. Jh. kommt grenzüberschreitender Kooperation in nationalstaatlichen Randlagen in der EU hohe bzw. wachsende Bedeutung zu, die jedoch keineswegs als taken for granted genommen werden sollte, wie bspw. die Covid-19-Pandemie illustrierte. Zusammenarbeit in ,Borderlands‘ geschieht unter komplexen Vorzeichen und unter Beteiligung vielfältiger Akteure. Mit dem Verbundvorhaben ,Linking Borderlands: Dynamiken grenzregionaler Peripherien‘, das aus Mitteln des BMBF gefördert wird (Förderkennzeichen 01UC2104), rücken in vergleichender Perspektive zwei Grenzregionen in den Fokus: die sog. Großregion (Grenzlage Belgien, Deutschland, Frankreich und Luxemburg) und die Grenzregion Brandenburg-Lubuskie (Grenzlage Deutschland und Polen) am südwestlichen und östlichen Rand Deutschlands. Das Working Paper skizziert Hintergründe grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der EU und beleuchtet Entwicklungslinien der Border Studies, bevor die fünf thematischen Beiträge folgen.

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Lille, Straßburg oder Basel sind starke, in der Nähe von Staatsgrenzen gelegene Städte. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen, politischen und symbolischen Funktionen erzeugt deren Einfluss Regionen, die gleichzeitig metropolitanen und grenzüberschreitenden Charakter aufweisen. Anhand von Gesprächen, kartographischen Erzeugnissen und Textanalysen untersucht die vorliegende Doktorarbeit die grenzüberschreitende Metropolregion hinsichtlich ihres Aufbaus. Letzterer erscheint dabei wie ein Prozess, in dem lokale Akteure sowohl untereinander, als auch gemeinsam mit der Europäischen Union aktiv werden müssen, um mit Staaten in Verhandlungen zu treten. Diese skalare, europäische Neugestaltung erzeugt spannungsreiche Räume, in denen sich ein grenzüberschreitender Ballungsraum in weitere, breitere Regionen eingliedert.

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Die symbolische Rolle von nationalen Grenzen für grenzüberschreitende Regionalisierung ist weitgehend unbekannt. Um unser Verständnis der sinnstiftenden Kraft von Grenzen zu erweitern, befasst sich diese Arbeit mit der Frage, was passiert, wenn eine Grenze offenbar nicht Gegenstand einer Symbolisierungsstrategie ist. Das Beispiel vom Großraum Genf erscheint besonders aussagekräftig, da diese genzüberschreitende Zusammenarbeit versucht, einen integrierten urbanen Ballungsraum zu schaffen, der sich durch die ‘Ausradierung’ der französisch-schweizerischen Grenze auszeichnet. Als Abwesenheit von Symboli¬sierung wird die Grenze durch ihre Unsichtbarmachung in der Genfer Grenzgestaltung eher als eine ‘geplante Obsoleszenz’ umcodiert. Allerdings wird das Kooperationsprojekt durch die Disharmonie zwischen dieser Umcodierung durch die Protagonisten der grenzüber¬schrei¬ten-den Kooperation und den gängigen Vorstellungen der Bevölkerung beeinträchtigt. In dem Maße, wie Grenzen starke Symbolkraft haben, die Emotionen und Empathie wecken sollen, steht ihr sinnstiftendes Vermögen im Mittelpunkt von Symbolpolitik, sowohl für die Befürworter von offenen Grenzen und grenzüberschreitender Kooperation als auch für reaktionäre Kräfte, die nationale Interessen und ontologische Ungewissheit vertreten.

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Die Veröffentlichung ‘The Territorialities of U.S. Imperialism(s)’ vergleicht imperiale US-amerikanische und indigene Vorstellungen von Territorialität, wie sie in US-amerikanischen Rechtstexten und indigenen Lebensbeschreibungen des 19. Jahrhunderts artikuliert werden. Sie untersucht die Methoden, mit denen US-amerikanische Rechtstexte als “juristische Fiktionen” narrativ die territoriale Souveränität und Geschlossenheit der Vereinigten Staaten beteuern – obwohl sie sich auf eine Vielfalt imperialer Praktiken stützen, die Souveränität, Rechtsprechung und Territorium der USA  flexibel voneinander abtrennen und (wieder) miteinander verknüpfen.

Zugleich erkennt das Werk indigene Lebensbeschreibungen als nach ihrem Recht eigenständige und vollwertige Rechtstexte an, die das Ziel haben, die Heterogenität des nationalen Territoriums der USA sowohl aus ihrer individuellen Perspektive als auch in der Auseinandersetzung mit diesen rechtlichen Fiktionen hervorzuheben. Dadurch ermöglicht das Buch mit seiner Analyse ein nuancierteres Verständnis der kolonialistisch geprägten US-amerikanischen Rechtsfiktion, indem es die Territorialität als Schlüsselbegriff für die Gestaltung des Narrativs des US-Imperialismus unterstreicht.

Policy Paper Vol. 4

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Policy Paper Vol 4
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Im Laufe des 20. Jahrhunderts und im 21. Jahrhundert haben sich in der Großregion unterschiedliche Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit entwickelt und institutionalisiert. Die im Jahr 2014 präsentierte ,Frankreichstrategie des Saarlandes‘ ergänzt die bis dato bestehenden Bemühungen und zielt auf die Erreichung einer funktionalen Mehrsprachigkeit und die Forcierung grenzüberschreitender Kooperation unter anderem im Wirtschafts-, Forschungs- und Kulturbereich ab. Neben öf-fentlichen sollen sich gerade auch nicht-öffentliche Akteure beteiligen und einbringen. Von der saarländischen Initiative ausgehend hat die Strategie auch Resonanz auf französischer Seite hervorgerufen. Die Kommunen fungieren in diesem Kontext zum einen als ,Sprachrohr‘ der Bedarfe und Interessen direkt ,vor Ort‘, zum anderen als Unterstützer grenzüberschreitender Aktivitäten und ‚Vermittler‘ von Leitlinien vor dem Hintergrund der kommunalen Selbstverwaltung. Ausgehend von quantitativen und qualitativen Erhebungen mit einem Schwerpunkt auf der lokalen Ebene werden im Policy Paper zentrale Handlungsempfehlungen formuliert, die der weiteren Ausgestaltung und Umsetzung der Frankreichstrategie und grundlegender der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Ver-flechtungsraum des Saarlandes und des départements Moselle dienen können. Die Empfehlungen sind in fünf Bereiche untergliedert und umfassen Handlungsoptionen im Sprachbereich, der Unterstützung und Begleitung von Aktivitäten, der Forcierung von Kontakten, der Erhöhung der Strahlkraft des Ansatzes und der Vertiefung der Zusammenarbeit im grenzregionalen Verflechtungsraum.

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In dem Artikel werden drei Dimensionen von Grenzästhetik besprochen: erstens, Grenze als Ort der Entwicklung ästhetischer Phänomene, zweitens, die ästhetische Darstellung von Grenzen und drittens, Konzepte der Grenzästhetik. Indem diese drei Dimensionen erläutert werden und die verschiedenen sie konstituierenden Elemente und Entwicklungen anhand von Beispielen und konzeptuellen Diskussionen nachgezeichnet werden, wird die „besondere Gestaltungsmöglichkeit der Repräsentation“ (S. 451), die die Grenze aufweist, herausgearbeitet. Dabei wird nicht außer Acht gelassen, dass die verschiedenen Dimensionen von Grenzästhetik einander weder linear ablösen, noch zueinander im Widerspruch stehen, sondern durch flüssige Übergänge und Überschneidungen miteinander verbunden sind.

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Hohe Arbeitslosenquoten auf der einen Seite der Grenze und Weiterbildungsmöglichkeiten auf der anderen, ein Mangel an Weiterbildungsprogrammen für spezialisierte Arbeitsplätze auf einer Seite der Grenze und klar definierte Berufsbildungsprogramme auf der anderen Seite: Grenzübergreifende berufliche und schulische Bildung ist ein zunehmend genutztes Werkzeug, um die unterschiedlichen in den letzten Jahren in der Europäischen Union entstandenen Anforderungen anzupassen. In diesem Papier werden die unterschiedlichen Ansätze und Konzepte von sowohl maßgeschneiderten als auch eher standardisierten grenzübergreifenden beruflichen und schulischen Bildungsprogrammen in der Großregion ssl (DE, FR, LUX, BE) erläutert und analysiert. Auch die unterschiedlichen Mobilitätsarten werden erklärt.

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Die sechs Beiträge dieses Forums zu feministischer Grenztheorie bieten unterschiedliche Blickwinkel auf die Beziehungen zwischen Geschlecht, Grenzen, Macht, Identität, Unterschied und Solidarität. Die Autorinnen stützen sich auf feministische Theorien, um geschlechts-spezifische Grenzpolitik, gewalttätige Auseinandersetzungen an den Grenzen sowie Praktiken der Grenzziehung an und hinter Ländergrenzen zu beleuchten und zu analysieren. Sie verdeutlichen ihre Argumente mit Hilfe von Beispielen an der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze und an den italienischen Grenzen und verweisen auf Bewegungen von Hausangestellten, rassistische Politiken der Spaltung und Familientrennung. Darüber hinaus zeigen sie aber auch wie, Grenz-Identitäten, Nepantla-Aktivismus und Koalitionen über grenz(raum)bedingte Verschiedenheiten hinaus zu neuen Formen von Solidarität, Identität und Widerstand führen können.

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Die Border Studies haben in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und einen spürbaren Entwicklungsschub erfahren. Dieser äußert sich in einer stärkeren Institutionalisierung, einer Ausdifferenzierung der Erkenntnisinteressen und einer an Prozessen interessierten konzeptionellen Neuorientierung. Wenig Aufmerksamkeit erhielten jedoch bisher Fragen nach den (inter-)disziplinären Selbstverständnissen und methodologischen Grundlagen der Border Studies und den damit verbundenen Konsequenzen für das Forschungshandeln. Das Themenheft adressiert diese Desiderata und versammelt Artikel, die sich mit ihren (inter-)disziplinären Grundlagen sowie method(olog)ischen und forschungspraktischen Fragen auseinandersetzen. Die Autor*innen geben darüber hinaus fundierte Einblicke in ein disparates Arbeitsfeld, legen forschungspraktische Strategien offen und stellen methodologisch versierte Systematisierungen vor.