Recompositions scalaires en Europe occidentale : la construction de régions métropolitaines transfrontalières dans l’Eurorégion Transmanche et le Rhin Supérieur

Recompositions scalaires en Europe occidentale : la construction de régions métropolitaines transfrontalières dans l’Eurorégion Transmanche et le Rhin Supérieur

Grenzraum
Grenze Frankreich Belgien Vereinigtes Königreich, Euroregion Ärmelkanal, West-Vlaanderen/Flandern-Dunkerque-Côte d’Opale, Eurometropole Lille-Kortrijk-Tournai, Grenze Frankreich Deutschland Schweiz, Oberrhein, Eurodistrikt Straßburg-Ortenau, Basel
Sprache(n)
Französisch
Einleitung

Die Doktorarbeit von Pauline Paupier verfolgt das Ziel, die politischen Prozesse der Bildung einer Metropole an einer Binnengrenze der Europäischen Union zu beleuchten.

Zusammenfassung

Lille, Straßburg oder Basel sind starke, in der Nähe von Staatsgrenzen gelegene Städte. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen, politischen und symbolischen Funktionen erzeugt deren Einfluss Regionen, die gleichzeitig metropolitanen und grenzüberschreitenden Charakter aufweisen. Anhand von Gesprächen, kartographischen Erzeugnissen und Textanalysen untersucht die vorliegende Doktorarbeit die grenzüberschreitende Metropolregion hinsichtlich ihres Aufbaus. Letzterer erscheint dabei wie ein Prozess, in dem lokale Akteure sowohl untereinander, als auch gemeinsam mit der Europäischen Union aktiv werden müssen, um mit Staaten in Verhandlungen zu treten. Diese skalare, europäische Neugestaltung erzeugt spannungsreiche Räume, in denen sich ein grenzüberschreitender Ballungsraum in weitere, breitere Regionen eingliedert.

Inhalt

Begünstigt durch die Entwertung der Staatsgrenzen in Westeuropa ruft die Metropolisierung urbane Konfigurationen hervor, die über die Grenzen von Nationalestaaten hinwegreichen. Laut städtischer Geographie und der Border Studies sind die Metropole und die Grenze komplexe, räumliche und soziale Objekte, die alle beide die lokale und internationale Ebene in eine Beziehung von Nähe bringen. Rund um Lille, Straßburg, Basel, aber auch entlang der französisch-belgischen Küstenlinie oder auf der transregionalen Ebene des Oberrhein setzen die lokalen und regionalen Akteure Raumentwicklungsstrategien um, die zur Bildung grenzüberschreitener Metropolregionen führen.

Die Doktorarbeit stellt in einer hypothetisch-deduktiven Beweisführung heraus, warum und wie die metropolitanische Argumentation dort durch grenzüberschreitende Argumente gestärkt wird. Sie zeigt ein auf- und absteigendes Zusammenspiel an Akteuren auf, das eine räumliche und skalare Neugestaltung induziert. Die Methodik wird unterfüttert durch empirische Feldbeobachtungen und Gespräche mit Schlüsselpersonen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Metropolentwicklung. Dabei sind die Regionen der Grenze zwischen Frankreich, Belgien und dem Vereinigten Königreich und der deutsch-französisch-schweizerischen Grenze Gegenstand eines Quervergleichs zwischen sechs Fallstudien. Zu diesen Haupt-Erhebungsmitteln kommen ergänzend ein qualitativer Online-Fragebogen, ein skalares Analyseraster zur Anwendung auf Dokumente und Kartenwerk, sowie ein Index der geopolitischen Fragmentierung hinzu.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Teil 1: Geographische Paradoxa der grenzüberschreitenden Metropolregion
1. Metropolen und Grenzen: stehen diese geographischen Objekte in einem Widerspruch?
2. Abbau der grenzüberschreitenden Metropolregion: Fragestellungen und Hypothesen
Teil 2: Methodischer Zugang durch die skalare Analyse: Geländeskalen, Regierungsebenen und Rollen und Aktivitäten von Akteuren
3. Querschnittsanalyse in Westeuropa: vier translokale Räume innerhalb von zwei transregionalen Räumen
4. Ein in den Geistes- und Sozialwissenschaften verankertes, geographisches Protokoll
Teil 3: Sollte man den Aufbau der grenzüberschreitende Metropole im bottom-up-Verfahren anvisieren?
5. Welche Strategien der grenzüberschreitenden Metropolisierung liegen vor?
6. Die Suche nach einem hypothetisch relevanten Bereich
Teil 4: Arten der Durchsetzungslogik: nationale und europäische Neuformierungen im top-down-Verfahren
7. Die relative grenzüberschreitende Dimension der nationalen Metropolisierungspolitik
8. Die europäische Ebene oder die Rückkehr der Grenze im Metropolisierungsprozess
Teil 5: Die organisierte «Unregierbarkeit» der grenzüberschreitenden Metropolregion
9. Die Erfindung der grenzüberschreitenden Metropolgovernance
10. Sind wir auf dem Weg zu einer horizontalen Governance von grenzüberschreitenden Metropolregionen?
Fazit
11. Fazit und Austausch: Die grenzüberschreitende Metropolregion als Gegenstand einer skalaren Neuformatierung in Westeuropa

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, inwieweit die lokalen Akteure die Grenze in ihre metropolitanische Argumentation einbringen. Wenn die Grenze als eine territoriale Ressource aktiviert wird, begünstigt dies eine Einordnung in eine europäische Skala und die Logik des skalaren Aufstiegs. Die polyzentrische Ausrichtung rechtfertigt durch die Verringerung von Grenzeffekten die grenzüberschreitende regionale Integration.

Die grenzüberschreitenden Metropolregionen entstehen jedoch in einem Kontext von interterritorialem Wettbewerb und einer Neuformierung von Staaten. Sie schaffen es nicht, alle Akteure aller Ebenen auf einvernehmliche Weise zusammenzuführen. Nach zwei Jahrzehnten der Erprobung und Unterstützung tritt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in eine neue Phase ein, in der sich Hartnäckigkeit und Erschöpfung miteinander mischen. Das metropolitanische Paradigma, das sich auf nationaler und europäischer Ebene durchsetzt, bietet somit die Chance einer Wiederbelebung. Die in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit eingebundenen Akteure streben nach größerer Sichtbarkeit und bitten um die Anerkennung und die Ressourcen der Staaten und der Europäischen Union. In einer ausgeklügelten Verzahnung zwischen Ebenen beruht die Bildung von Metropolregionen auf einem bottom-up- Prozess. Die Vorschriften und Anregungen aus der Politik der Europäischen Union spielen bei der Entstehung und der Funktionsweise der grenzüberschreitenden Metropolregionen jedoch eine zentrale Rolle. Letztere sind daher auch auf die top down -Validierung durch gemeinschaftliche und vor allem staatliche Akteure angewiesen.

Diese Dynamik, die den Namen ‘skalare europäische Neuformierungen’ trägt, erzeugt neue Räumlichkeiten. Die grenzüberschreitenden Metropolregionen entsprechen einem unvollendeten Territorialisierungsprozess. Ein innovativer Online-Methodenkatalog aus interpretativen Mindmaps zeigt die multiskalare Struktur der grenzüberschreitenden Metropolegionen auf. Deren Perimeter weisen – nach Art von soft spaces - eine Dynamik der Anpassung und des Wachtums auf. Aber mehrere Fallstudien weisen auch auf starke Spannungen hin und zwei Regionen an der belgisch-französisch-britischen Grenze wurden sogar aufgelöst. Der Aufbau einer grenzüberschreitenden Metropolregion scheint eine gefährliche Strategie zu sein, in der die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sich von ihren interkulturellen und bürgerbezogenen Erwägungen entfernt.

Kernaussagen

Die grenzüberschreitende Metropolregion erscheint wie « ein städtisches Konstrukt, das aus einem politischen, von Akteuren der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit getragenen Territorialisierungsprozess hervorgeht und auf metropolitanen Argumenten beruht » (Seite 77) beruht. Die westphälische Grenze wird von den lokalen Akteuren als eine Ressource mit der Funktion eines « skalaren Aufstiegs » (S. 317) genutzt. Die geographischen und politischen Prozesse zum Aufbau dieser atypischen Räume charakterisieren sich durch eine « skalare, europäische Neuformierung » , auch « European rescaling process » (S. 672) genannt, der sich auf ein politisches Europa stützt, dessen Fundamente weiterhin tiefgreifend von der Macht seiner Staaten geprägt sind.

Leitung

Pauline Pupier

Verfasser des Eintrags
Beiträge

Bernard Reitel, Laboratoire Discontinuités (UR 2468), Université d’Artois, Arras, France

Nadine Cattan, Directrice de recherche au CNRS, Paris

Fabienne Leloup, Professeure à l’Université Catholique de Louvain, Belgique

Bernard Reitel, Professeur à l’Université d’Artois, Arras

Christophe Sohn, Chercheur Sénior au LISER, Esch-Belval, Luxembourg

Birte Wassenberg, Professeure à l’Institut d’Études Politiques de Strasbourg

Patricia Zander, Maîtresse de conférences HDR à l’Université de Strasbourg

Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2021