La Lorraine, expropriée de son destin

La Lorraine, expropriée de son destin

Grenzraum
Lothringen, Großregion, Europäische Union
Sprache(n)
Französisch
Einleitung

Lothringen, seit 2016 in die Region Grand Est integriert, ist zwischen dem französischen Staat, der EU sowie den Metropolen Luxemburg und Straßburg „in der Zange“. Diese Akteure zwingen Lothringen ihre kongruente Logik der neoliberalen „Territorialisierung“ auf.

Zusammenfassung

Lothringen scheint konstant äußeren Einflüssen zu unterliegen, vom Patriotismus von 1914-18, der viele Opfer forderte, hin zu einer Metropolisierung im „Copy and Paste“-Modus, die wir heute vorfinden. Unfähig, eine endogene Entwicklung einzuleiten, zu abhängig von äußeren Mächten – Lothringen existiert nun nicht einmal mehr als Verwaltungsregion. Lothringen ist das Opfer der „Territorialisierung“ des neoliberalen Denkens und nun bloß noch ein auseinanderfallender Raum, ein Vorort Luxemburgs und ein Raum zur Endlagerung von Atomabfällen. Die Politiker und Eliten Lothringens möchten diese exogene Entwicklung im Nachhinein legitimieren und begleiten.

Inhalt

Die Überlegungen im Kapitel „La Lorraine expropriée de son destin“ [„Lothringen, vom eigenen Schicksal enteignet“] im Werk „Transistions néolibérales“ [„Neoliberaler Wandel“], das im September 2018 erschienen ist, entstanden auf der Grundlage eines vorherigen Buches, das einem großen Raumplanungsprojekt, dem Projekt „Cigéo“, gewidmet war (Ginet, 2017), das die Lagerung der radioaktivsten nuklearen Abfälle in den geologischen Schichten „am Rande Frankreichs“, in Bure, zum Ziel hatte (Guilluy, 2014). Dieses Projekt zieht seit über 30 Jahren die Entrüstung von zehntausenden Bürgern und lokalen, nationalen und internationalen Körperschaften auf sich, aufgrund einer technologischen Unmöglichkeit, die immer noch auf ihre wissenschaftliche Widerrufung wartet, und im Namen der „öffentlichen Debatte“ (CNDP, 1995), begleitet von einem Akteur, der zugleich Richter und Partei ist. Cigéo erschien uns zunächst wie eine materielle Produktion, ein Symbol und ein mögliches Symptom einer Organisation des Raumes nach einem neoliberalen Weltsystem, ein emblematisches Artefakt, ein besonders bedeutsames Spiegelbild seiner Allmacht. Eine Hypothese, deren Worte in unserem vorherigen Werk ebenfalls vorhanden sind, und die sich bestätigt hat. Unser Ansatz führte uns zur Analyse des Falls der ehemaligen Region Lothringen, die nun in der Region Grand Est aufgelöst worden ist. Sie ist selbst Teil einer grenzüberschreitenden europäischen Region, und wir müssen uns die Frage stellen nach den Verbindungen, die hypothetisch gesehen diese verschiedenen Raumplanungsprojekte und die territoriale Neuzusammensetzung miteinander verknüpfen können. Eine tiefgängige Analyse an einem Korpus, der aus akademischen Artikeln und kritischen sowie ideologisch unabhängigen oder sich dieser dominierenden Ideologie widersetzenden Werken besteht.

Inhaltsverzeichnis (des Werkes Transitions néoliberales):

  • Einführung – Herzlich willkommen im Neoliberalismus!
  • Teil 1 – Der Neoliberalismus? Konfiszieren, legitimieren, territorialisieren
  • Teil 2 – Eine räuberische Raumplanung
  • Teil 3 – Die Fabel der Entschädigung von Menschen und Räumen
  • Teil 4 – Autopsie einer Opferregion: Lothringen. Lothringen, vom eigenen Schicksal enteignet
  • 1. Ein eher erlittenes als ausgewähltes Schicksal. Die Abhängigkeit von der internationalen Volkswirtschaft. Eine von Paris, Brüssel, Luxemburg gesteuerte Region. Die Vormundschaft der Großregion*, Raum der Metropolisierung* Luxemburgs.
  • 2. Lothringen, definiert durch externe Strategien der Territorialisierung. Das Raumentwicklungskonzept* der Großregion* (REK-GR). Eine „Grenzüberschreitende polyzentrische Metropolregion“, von Luxemburg aus gelenkt.
  • 3. Lothringen, das Opfer seiner internen geopolitischen Fragmentierung. Das Sillon Lorrain, eine gute Lösung… auf dem Papier.
  • Schlussfolgerung – Heraus aus dem neoliberalen Einfluss?
  • Kleines Glossar zum Neoliberalismus
  • Literaturverzeichnis
Fazit

Die neue regionale französische Kartografie, die 2014 angekündigt wurde, tritt 2016 in Kraft. Im Juli 2014 verabschiedet die Nationalversammlung in erster Lesung eine neue Karte mit 13 Regionen. Im Dezember 2014 wird die neue Aufteilung in letzter Lesung angenommen. Lothringen verschwindet als Gebietskörperschaft aus der Republik und fusioniert mit dem Elsass und der Champagne-Ardenne, um eine neue große französische Region, die Region Grand Est, zu bilden. Die großen Projekte, die Lothringen betreffen, entgleiten ihm immer mehr. Die Stellhebel befinden sich nun bei den neoliberalen Akteuren, die von Luxemburg, Paris, Zürich, Brüssel oder Straßburg aus arbeiten. Die Zusammenfassung von Lothringen, dem Elsass und der Champagne-Ardenne ermöglicht eine „kritische Masse auf europäischer Ebene“, wie es die Neoliberalen technokratisch bezeichnen. Dies ermöglicht höchstwahrscheinlich auch eine Schwächung der Aktionen und der Entscheidungsfindung auf regionalpolitischer Ebene. Diese Neuzusammensetzung des Raumes auf der Grundlage der neoliberalen Ideologie führt zur mutwilligen Schwächung und schließlich zur Zerstörung der ehemaligen nationalen und regionalen Körperschaften zu Gunsten neuer – der Großregionen „von europäischer Dimension“ und der Euroregionen, möglicher neoliberaler Proto-Staaten, die symptomatisch für die Entterritorialisierung und Reterritorialisierung der neoliberalen Eliten im Raum auf allen geografischen Ebenen sind. Ein „neoliberaler Wandel“ (Ginet, 2018), an dem die Eliten und Politiker oft mitarbeiten, und den die Bevölkerung oft nicht kennt, als teilweise genutzte Hypothese, inklusive ihrer Reichweite und Risiken.

Leitung

Pierre Ginet

Verfasser des Eintrags
Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2019
Identifikationsnummer

ISBN:978-2-343-15656-9