"Alles Frankreich oder was ?" Die saarländische Frankreichstrategie im europäischen Kontext: Interdisziplinäre Zugänge und kritische Perspektiven "La France à toutes les sauces?" La "Stratégie France" de la Sarre dans le contexte européen

"Alles Frankreich oder was ?" Die saarländische Frankreichstrategie im europäischen Kontext: Interdisziplinäre Zugänge und kritische Perspektiven "La France à toutes les sauces?" La "Stratégie France" de la Sarre dans le contexte européen

Grenzraum
Saarland, Frankreich, Großregion, Europa
Sprache(n)
Französisch
Deutsch
Einleitung

Der Band befasst sich mit vielfältigen Handlungsfeldern der saarländisch-französischen Zusammenarbeit und diskutiert die 2014 von der saarländischen Landesregierung veröffentlichte Frankreichstrategie unter verschiedenen Blickwinkeln.

Zusammenfassung

Die Frankreichstrategie des Saarlandes wird im Licht unterschiedlicher fachlicher Kontexte und vor dem Hintergrund großregionaler, nationaler, europäischer und globaler Prozesse thematisiert. Die Beiträge basieren auf einer öffentlichen Ringvorlesung, in deren Rahmen grenzüberschreitende Lebenswirklichkeiten, Maßnahmen, Kooperationen und die Mehrsprachigkeit im Grenzraum diskutierten wurden. Die deutsch-französische Zusammenarbeit und die Bedeutung der Frankreichstrategie in verschiedenen Handlungsfeldern werden erörtert, die vorhandenen Chancen und Herausforderungen, aber auch mögliche Beiträge aus Wissenschaft und Gesellschaft zur Nutzung der Potentiale der Grenzregion werden aus unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet.

Inhalt

Die Beiträge dieses Bandes basieren auf einer öffentlichen Ringvorlesung zum Thema „ ̓Alles Frankreich oder was? ̓ Die saarländische Frankreichstrategie im europäischen Kontext – interdisziplinäre Zugänge und kritische Perspektiven“, die gemeinsam vom Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes, der Landeshauptstadt Saarbrücken und dem Europakolleg CEUS veranstaltet wurde. Sie bilden den Themenschwerpunkt des Jahrbuchs 2015/16 des Frankreichzentrums.

Die vier Themenbereiche umfassen einleitend Geschichte und Politik, in deren Kontext die Frankreichstrategie eingebettet wird. Dabei werden frühere politische Positionierungen des Saarlandes bezüglich des französischen Nachbarn ebenso angesprochen wie die wechselvolle Rolle der Grenze zwischen beiden Ländern.

Im zweiten Abschnitt wird die Umsetzung der Frankreichstrategie aus verschiedenen Perspektiven von Wissenschaft und Politik diskutiert, u.a. die bildungspolitischen Gegebenheiten hinsichtlich der Frage der Schaffung eines mehrsprachigen Raums deutsch-französischer Prägung in Schule und Hochschule, aber auch der deutsch-französischen Hochschulkooperation, die sich als ausbaufähig darstellt, aber auf vielen Gebieten bereits gut etabliert ist.

Der dritte Themenblock setzt sich mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den Bereichen Arbeit und Ausbildung, Gesundheitswesen und Medien in der Großregion auseinander, mithin mit Beispielen aus der saarländischen Praxis deutsch-französischer Kooperation in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern.

Abschließend erfolgt eine kritische Einordnung der interkulturellen Dimension der Frankreichstrategie, die auch bestehende Schwächen und Lücken thematisiert. Sie wird von einem Ausblick auf die Frankreichstrategie aus der Perspektive der Frankophonie ergänzt, der den Blick auf Chancen für die Situierung der Frankreichstrategie im transnationalen und globalen Kontext richtet.

Damit bietet die besprochene Publikation eine Bestandsaufnahme und kritische Diskussion zum „Projekt Frankreichstrategie“, wie es sich drei Jahre nach deren Veröffentlichung den Akteuren aus den verschiedensten Bereichen darstellt. Das Jahrbuch macht die kritische und unabhängige Auseinandersetzung der Universitätsangehörigen deutlich, die auf der Grundlage ihres wissenschaftlichen Selbstverständnisses im Dialog mit der Zivilgesellschaft gesellschaftliche Prozesse analysieren und reflektieren. Dabei sorgen nicht nur die unterschiedlichen fachlichen Disziplinen für verschiedene Sichtweisen. Auch die vielfältigen politischen, gesellschaftlichen und inhaltlichen Aspekte, die aus den diversen Handlungsfeldern resultieren, ergeben eine facettenreiche Bestandsaufnahme der möglichen Chancen und Effekte, aber auch der Hemmnisse, Schwierigkeiten und Grenzen, denen ein (gesamtgesellschaftliches) politisches Programm wie die Frankreichstrategie gegenübersteht.

Contents

  • ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUER : MGrußwort und Einleitung - mot de bienvenue et introduction
  • HANS-JÜRGEN LÜSEBRINK, CLAUDIA POLZIN-HAUMANN et CHRISTOPH VATTER : „Alles Frankreich oder was?“ Die saarländische Frankreichstrategie / « La France à toutes les sauces ? » La `Stratégie France' de la Sarre

Geschichte und Politik - Histoire et politique

  • HENRIK UNTERWEDDE: Die saarländische Frankreichstrategie im Kontext der aktuellen deutsch-französischen Beziehungen
  • DIETMAR HÜSER: Die Saar-Politik und die deutsch-französische Geschichte an der Grenze. Herausforderungen, Handlungsmargen, ‚Frankreichstrategien' in Völkerbunds-, Saarstaats- und frühen Bundeslandzeiten
  • CORINE DEFRANCE et ULRICH PFEIL: Penser et vivre la frontière dans les relations franco-allemandes
  • REINER MARCOWITZ: Ein Blick von außen: Die Frankreichstrategie des Saarlandes aus lothringischer Perspektive

Umsetzung – Perspektiven aus Wissenschaft und Politik - La mise en application – Perspectives scientifiques et politiques

  • CLAUDIA POLZIN-HAUMANN: Frankreichstrategie und Bildungspolitik. Bestandsaufnahme und Perspektiven aus der Sicht der Angewandten Linguistik und der Sprachlehr-/Sprachlernforschung
  • ROMANA WEIERSHAUSEN: Die Germanistik als neuer Weg nach Frankreich: Von der ‚Nationalphilologie‘ zu einer interkulturellen Studienpraxis und ihren Potenzialen als Tor nach Frankreich und Brücke zu Deutschland (Abstract)
  • ALBERT RAASCH, WILFRIED SCHMIDT et PETER TISCHER: Im Kontext der Frankreichstrategie: Auf dem Weg zu einer Mehrsprachigkeit für das Saarland
  • PATRICIA OSTER-STIERLE: Das Saarland als Testfeld für deutsch-französische Hochschulkooperation

Die Großregion – Arbeit und Ausbildung, Gesundheitswesen, Medien - La Grande Région – Emploi et formation, santé, médias

  • WOLFGANG MEYER: Perspektiven des Arbeits- und Ausbildungsmarktes der Großregion
  • INES FUNK: Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung im Grenzraum Saarland–Lothringen: Aktueller Stand, Herausforderungen und Potenziale
  • CHRISTOPH VATTER: Zwischen Marketing und Mindset. Zur Rolle von Medien und grenzüberschreitender Berichterstattung im Kontext der Frankreichstrategie

Zum internationalen Kontext – Einordnung und Ausblick - Le contexte international – Orientation et avenir

  • HANS-JÜRGEN LÜSEBRINK: Interkulturelle Dimensionen und Herausforderungen der Frankreichstrategie im Kontext der gegenwärtigen deutsch-französischen Beziehungen (Abstract)
  • SYLVERE MBONDOBARI: Frankophones Afrika in den deutsch-französischen (saarländischen) Beziehungen (Abstract)
Fazit

Das Jahrbuch 2015/16 des Frankreichzentrums der Universität bietet eine Bestandsaufnahme und kritische Diskussion der Frankreichstrategie und spiegelt wider, wie sich das Dokument und die damit in Gang gesetzten Prozesse drei Jahre nach seiner Veröffentlichung Akteuren aus den verschiedensten Bereichen der universitären Forschung und Lehre darstellt. Die Beiträger kommen aus vielfältigen fachlichen Disziplinen, sodass unterschiedliche fachwissenschaftliche Perspektiven auf mögliche Chancen und Effekte der Frankreichstrategie eröffnet werden, die auch bestehende oder zu erwartende Hemmnisse, Schwierigkeiten und Grenzen erörtern. Die mannigfaltigen politischen, gesellschaftlichen und inhaltlichen Aspekte, die aus den diversen Handlungsfeldern resultieren, ergeben eine facettenreiche Bestandsaufnahme der Gegebenheiten auf den institutionellen Ebenen ebenso wie hinsichtlich der grenzüberschreitenden Aktivitäten, die das Saarland prägen.

So werden politische und historische Hintergründe der Frankreichstrategie dargelegt und institutionelle, insbesondere bildungspolitische Rahmenbedingungen und Maßnahmen erörtert. Die mit der Frankreichstrategie angestrebte deutsch-französisch geprägte Mehrsprachigkeit der Saarländer und die Förderung des Französischen in Bildung und Alltag bilden hier einen der Schwerpunkte. Praktische Beispiele aus der universitären Zusammenarbeit und der Erwachsenenbildung werden dabei ebenso dargestellt wie aus verschiedenen Bereichen der beruflichen Zusammenarbeit. Dazu gehören Projekte in der Gesundheitsversorgung oder der Medienberichterstattung sowie grenzüberschreitende Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung. Diese Beispiele belegen die Vielfalt, aber auch die bereits vorhandene Kompetenz in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern. Auch die die interkulturelle Dimension der Frankreichstrategie wird kritisch hinterfragt, insbesondere vor dem Hintergrund leerer Kassen und bestehender Lücken, die von der Strategie (noch) nicht abgedeckt werden. Zugleich verdeutlichen die Beiträge das Potential der ambitiösen Zukunftsvision der saarländischen Frankreichstrategie von einem mehrsprachigen, deutsch-französischen Raum, der von kultureller Diversität gekennzeichnet ist

Das Vorhaben der Frankreichstrategie wird dabei auf der regionalen, grenzüberschreitenden (SaarLorLux)-Ebene genauso wie aus der binationalen deutsch-französischen Sicht und aus der europäischen Perspektive betrachtet und reflektiert, aus deren Blickwinkel sich die Großregion als europäische Modellregion etablieren könnte.

Kernaussagen

Die Zielsetzungen der Frankreichstrategie des Saarlandes und die vielfältigen Handlungsfelder der saarländisch-französischen Zusammenarbeit stellen sich je nach Blickwinkel unterschiedlich dar und werden unterschiedlich diskutiert. Dies gilt in fachlicher Hinsicht ebenso wie bezüglich geographischer Aspekte der Betrachtung. Die Beiträge umspannen die saarländische Innenperspektive ebenso wie die Außenperspektive der Frankreichstrategie, großregionale, nationale, europäische und sogar globale Prozesse werden ausgehend von dem politischen Grundlagendokument analysiert und reflektiert. Die unterschiedlichen Fachperspektiven beleuchten die Vision vom mehrsprachigen, deutsch-französisch geprägten Grenzraum facettenreich. Dabei wird Insbesondere dem sprachlichen Aspekt, der den sprach- und bildungspolitischen Kern der zugleich als Standortmarketing konzipierten Strategie der Landesregierung bildet, besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Leitung

Hans-Jürgen Lüsebrink, Claudia Polzin-Haumann and Christoph Vatter

Verfasser des Eintrags
Beiträge

Humboldt-Universität Berlin

htw Saar

Pädagogische Hochschule Karlsruhe

Université de Lorraine

Université Paris1- Panthéon-Sorbonne

Université Omar Bongo (Gabun)

Université de la Sarre.

Ansprechpartner

Sandra Duhem

Fonction
Akademische Oberrätin und Geschäftsführerin des Frankreichzentrums der Universität des Saarlandes
Organisation
Universität des Saarlandes, Deutschland
Erstellungsdatum
2018
Datum
Verlag
Bielefeld: transcript Verlag
Identifikationsnummer

ISBN: 978-3-83-763755-7

E-ISBN: 978-3-83-943755-1