B/ordering the environmental commons

B/ordering the environmental commons

Grenzraum
ganze Welt
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Der Beitrag befasst sich mit der Governance von grenzüberschreitenden umweltrelevanten Gemeingütern und hebt hervor, wie die miteinander verflochtenen Prozesse des b/ordering und des gemeinsamen verantwortungsvollen Umgangs mit Gemeingütern (commoning) die Geographien von Naturschutzmaßnahmen über Grenzen hinweg verändern und gestalten.

Zusammenfassung

Der Beitrag befasst sich mit der Governance von grenzüberschreitenden umweltrelevanten Gemeingütern und hebt hervor, wie die miteinander verflochtenen Prozesse des b/ordering und des gemeinsamen verantwortungsvollen Umgangs mit Gemeingütern (commoning) die Geographien von Naturschutzmaßnahmen über Grenzen hinweg verändern und gestalten.

Inhalt

Um die grenzüberschreitende Umweltpolitik sowie die Rolle und Aufgabe von Grenzen besser zu verstehen, betrachtet die Autorin die miteinander verbundenen Prozesse des b/orderings und des commoning, die angesichts einer zunehmenden antropogenen Umweltveränderung besonders relevant erscheinen (S. 1). Sie beschreibt neue Formen von Umweltgeographie, die sich durch die Governance von Gemeingütern wie Biodiversität, Nahrungsmittelsicherheit und Kohlenstoffspeicherung entwickeln (ebd.). Miller definiert grenzüberschreitende Gemeingüter als "eine spezifische Menge von Beziehungen, die ‘gemeinsame’ Ressourcen über Grenzen oder Begrenzungen hinaus sowohl innerhalb als auch zwischen Ländern wertschätzen" (S.2), was bedeutet, dass grenzüberschreitende Gemeingüter "Grenzen auf allen Ebenen der Governance überschreiten" (ebd.). Darüber hinaus bedeutet b/ordering einerseits die "physische (geo)politische Macht über Grenzen", mit denen die Verfügungsgewalt über bestimmte Ressourcen einhergeht, und andererseits "Prozesse des (Neu-)Ordnens, des Parzellierens, Fragmentierens und des Umschließens von Ressourcen" (ebd.). Die Prozesse des Ordnens und des gemeinschaftlichen Wirkens erschaffen so "grenzüberschreitende Gemeinschaften des praktischen Handelns", die auf "vielfachen organisatorischen Ebenen" wirksam werden (S. 3).

Die Beziehungen zwischen gemeinsamer Nutzung und Ordnung sind für die räumliche Organisation grenzüberschreitender umweltrelevanter Gemeingüter insofern von Belang, als sie "Orte der politischen Dynamik und des ständigen Wandels" sind und die administrativen Grenzen "permanent neu skaliert werden gegenüber sich verschiebenden Governance-Prioritäten und Wirtschaftsnarrativen, die bestimmte Ressourcen zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich bewerten" (S. 4). Da grenzübergreifende Ressourcen die (geo-)politischen Grenzen überschreiten, müssen sie auf mehreren Ebenen verwaltet werden, was eine ebenenübergreifende Governance durch mehrere Interessenvertreter erfordert - mit Commoning-Praktiken wie sie vielerorts oder auch vereinzelt auftreten (ebd.). Die Autorin bezeichnet grenzüberschreitende Governance als "die kollektive [...] Entscheidungsfindung, Normen und Handlungen über Hoheitsgebiete und Zeitrahmen hinweg, die über die (Neu-)Verteilung von umweltrelevanten Nutzen- und Kostenauswirkungen entscheiden" (S. 6). Gemeinschaftliches Besitztum (Commoning) beschreibt sie als eine inhärent politische Strategie grenzüberschreitender Governance, die von einer Vielzahl von Akteuren ausgeübt wird, welche in flexiblen und machtvollen Beziehungen miteinander verwoben sind. Politische Vorgaben für grenzüberschreitende Governance werden dadurch komplizierter (S. 6f).

Grenzüberschreitendes gemeinsames Wirken (Commoning) bedeutet für konventionelle Grenzen eine vierfache Herausforderung. Erstens durch das Bewusstsein für sozio-ökologisch vernetzte Beziehungen über Grenzen hinweg, was eine "planetarische Verantwortung" erfordert (S.8). Zweitens durch den Blick auf grenzüberschreitende Umweltkatastrophen und drittens durch die Möglichkeiten, die die Kommunikations- und Informationstechnologien für grenzüberschreitende gemeinsame Aktivitäten bieten (S. 8f). Viertens durch die Tatsache, dass die grenzübergreifenden Wirkens-Gemeinschaften den ökologischen Belangen größere Bedeutung zusprechen als den territorialen (ebd).

Schließlich verweist Miller auf diese Wirkens-Gemeinschaften und zeigt, wie diese auf unterschiedlichen Ebenen "Grenzen sozial und materiell rekonstituieren" (S. 10). Sie beschreibt Gemeinschaften des Commoning an der Basis, auf städtischer und regionaler, nationaler und internationaler Ebene und unterstreicht die Merkmale und Herausforderungen der spezifischen räumlich organisierten Gemeinschaften (10ff). Miller stellt fest, dass es oft an regionalen und globalen Gemeinschaften mangelt, weshalb internationale Organisationen ihre "Sprache und Programme an die kontextuellen Besonderheiten" anpassen müssen (S. 13).

Fazit

Indem Miller die beiden Forschungsstränge commoning und b/ordering miteinander verbindet, veranschaulicht sie neu entstehende Formen grenzüberschreitender Umwelt-Governance. Sie zeigt, "wie grenzüberschreitende umweltrelevante Nutzungsspielräume von geographisch verstreuten praxisbezogenen Gemeinschaften ausgehandelt, abgelehnt, operationalisiert und aufrechterhalten werden" (S. 13). Diese Gemeinschaften sind durch ihr gemeinsames Engagement und ihr Interesse an einem bestimmten Umweltgut miteinander verbunden. Ihre Beziehungen und Organisationsstrukturen erstrecken sich über mehrere Ebenen und Örtlichkeiten, ihre Praktiken lehnen "Grenzen und starre räumliche Vorstellungen" ab (ebd.). Commoning und b/ordering entwickeln und verschieben sich in ihrem Verhältnis zueinander, so wie sich Gemeinschaften vertikal und horizontal über verschiedene räumliche Gegebenheiten hinweg miteinander verbinden. Dennoch bleiben bestimmte Machtverhältnisse und relativ feste administrative Grenzen bestehen, die die Politikgestaltung prägen und über verschiedene Arten von Grenzen hinweg ebenenübergreifende Commoning-Interventionen erfordern (S. 14).

Kernaussagen

Commoning und b/ordering sind interaktive Prozesse, die die grenzüberschreitende Governance von umweltrelevanten Gemeingütern gestalten

Grenzen sind keine festen räumlichen Gegebenheiten; sie verändern sich unter dem Einfluss von gemeinschaftlichen Praktiken

Die Analyse verschiedener Ebenen der grenzüberschreitenden Governance ist unabdingbar, um die Vielfalt der Beziehungen besser zu verstehen, die der gemeinsamen Teilhabe, der Umsetzung und der Anwendung der Ressourcen innewohnen, die sich über Grenzen und starre räumliche Vorstellungen hinwegsetzen

Die Unfähigkeit der nationalen Regierungen, die aktuellen Umweltkrisen zu bewältigen, erfordert es, sich mit dem Konzept und den Praktiken einer grenzüberschreitenden Umweltpolitik zu beschäftigen

Grenzüberschreitende gemeinschaftliche Aktivitäten, ob vereinzelt oder weiter verbreitet, sind notwendig, um gemeinsame Umweltressourcen zu bewahren

Spannungen zwischen der aufteilenden und der umhegenden Verwendung grenzüberschreitender Ressourcen spielen sich auf mehreren horizontalen und vertikalen Ebenen organisierter Handlungsgemeinschaften ab

Leitung

Michelle Ann Miller

Verfasser des Eintrags
Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2020
Erschienen in
Progress in Human Geography
Identifikationsnummer

https://doi.org/10.1177/0309132519837814