Border region

Policy Paper Vol. 6

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Cover Policy Paper 6
Zusammenfassung

Die 130.000 Grenzgänger:innen, die täglich die französisch-luxemburgische Grenze überqueren, und die nationalen Maßnahmen zur Umwandlung ehemaliger Brachen der Stahlindustrie in neue Stadtviertel – Belval in Luxemburg und Micheville in Lothringen – machen die französisch-luxemburgische Grenze zu einer der am stärksten funktional integrierten Grenzen in der Europäischen Union. Die funktionale Spezialisierung des Gebiets der Großregion (GR) – wirtschaftliche Aktivitäten auf der einen Seite, Wohngebiete auf der anderen – stellt eine wichtige Herausforderung für die Planungspolitik dar (SDTGR, 2020: 12).
 

Als Ergebnis einer im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022 (2021-2022) durchgeführten Studie zeigt dieses Policy Paper, dass die funktionale Bindung an den Ort zwar das Fundament der Verbundenheit im grenzüberschreitenden Raum Alzette Belval bildet, darüber hinaus jedoch die emotionale Bindung eine wichtige demokratische Ressource darstellt. Als Symptom einer persönlichen Projektion und einer symbolischen Beziehung zum Ort, seiner Identität und seinen Werten weist die emotionale Bindung auf eine Bereitschaft hin, sich für den Ort einzusetzen, ihn aufzuwerten und zu schützen. Dieses Policy Paper, das aus einer Feldstudie mit 60 Ortsansässigen hervorgegangen ist, arbeitet eine Typologie von fünf Dynamiken der Ortsverbundenheit heraus und regt dazu an, die Beziehungen zum Gebiet Alzette Belval, die oft als nostalgisch oder opportunistisch kategorisiert werden, neu zu überdenken. Hierbei werden die Beziehungen zwischen Ortsverbundenheit, Bürgerbeteiligung und gerechterer Planung untersucht, d. h. einer Planung, die auf eine stärkere Berücksichtigung und Einbeziehung der Bevölkerung abzielt.

Das Policy Paper schließt mit einigen Empfehlungen an die Akteure der lokalen und grenzüberschreitenden Politik:

  • Die Unterschiede in der grenzüberschreitenden Entwicklung führen zu einem negativen Image der Region innerhalb und außerhalb des grenzüberschreitenden Raums Alzette Belval. Sie beeinträchtigen die Ortsverbundenheit und bilden somit eine gemeinsame Herausforderung für die Attraktivität des grenzüberschreitenden Raums, das lokale Engagement und das Zusammenleben.
  • Für einen großen Teil der neu ansässigen Bevölkerung stellt die funktionale Bindung das Fundament der Verbundenheit dar. Da sie auf luxemburgischer Seite durch Inflation und Wohnungsnot und auf lothringischer Seite durch inadäquate Infrastruktur bedroht ist, ist es von gemeinsamem Interesse, sie zu festigen, um 1) weiterhin die Attraktivität des Raums zu sichern, 2) eine Vertiefung der sozial-räumlichen Disparitäten zu vermeiden und 3) einer emotionalen Bindung Entfaltungsmöglichkeiten zu geben.
  • Die aus der Industriegeschichte der Region hervorgegangenen lokalen Werte Gastfreundschaft, Solidarität, Geselligkeit und Arbeitskultur, die auf beiden Seiten der Grenze geteilt werden, stärken den sozialen Zusammenhalt. Die weitere Förderung dieser Werte durch soziale Einrichtungen, Kultur-, Vereins- und Sportveranstaltungen sowie im öffentlichen Raum trägt zur Stärkung der emotionalen Bindung bei. Durch sie können Partizipation und bürgerschaftliches Engagement gestärkt und Brücken zwischen Zugezogenen und langjährigen Bewohner:innen gebildet werden.

Thematic issue Borders in Perspective Vol. 8

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Thematic issue Borders in Perspective Vol. 8
Zusammenfassung

Während sich die Materialitäten und Funktionsweisen von Grenzen in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert haben, besteht das ordnende Prinzip der Grenze weiter fort. Dabei zeichnet sich der selektive Charakter von Grenzen in einer in Europa bisher kaum gekannten Deutlichkeit ab. Hier setzen die Beiträge an und diskutieren die Beobachtung, dass Grenzen nicht für alle Menschen in gleicher Weise bedeutsam sind. Dafür arbeiten die Autor:innen mit dem Begriff der Multivalenz, der unterstellt, dass Grenzen soziale Wertigkeiten oder Relevanzen besitzen, die sich mit Blick auf bestimmte Personengruppen unterscheiden. Das Themenheft mit Analysebeispielen von Governance, Flucht, Berichterstattung, Film und Literatur zeigt multiple Valenzen von Grenzen auf, die für Ungleichheiten stehen und auf wirkmächtige kulturelle Ordnungen verweisen.

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The article takes a look back at the emergence of the field of border studies at the beginning of the 21st century.  A look back at the emergence of the field at the beginning of the 21st century. It insists on the need to build a common language and shared concepts, but without defending the idea of a single, unified theory.  This text puts forward a programme to follow to delve deeper into the research themes in the field, a programme which places a great deal of importance on the analysis and understanding of individual accounts and to everyday experiences from the study field.

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Das Working Paper beleuchtet den Themenbereich ‚Energie‘ und arbeitet Herausforderungen für die Raumentwicklung der Großregion ab. Es diskutiert den Begriff der Energiewende und legt einen Fokus auf Energiesysteme und –träger, insbesondere den Ausbau der Windkraft und Energiegewinnung aus Biomasse im Zusammenhang mit der Entwicklung fossil-atomarer Energiequellen in Deutschland und Frankreich.

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Dank der grenzüberschreitenden Steinkohlebecken entstanden die Städte entlang der Grenze im SaarLorLux-Raum. Die Branche geriet in die Krise, und nun müssen diese städtischen Räume dem demografischen und wirtschaftlichen Rückgang entgegenwirken. Außerdem verschwinden immer mehr Grenzen. Nun werden neue Organisationsstrategien eingeführt. Dieser Artikel stellt zwei Strategien vor: Die Strategien der Ballungsräume sowie die grenzüberschreitenden Städtenetze. Stärken und Schwächen dieser Strategien werden im Artikel diskutiert.

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Ziel der Studie war es Steuerungsstrukturen sowie bestehende Raumbilder der Grenzregion Rheintal und deren Auswirkungen auf die grenzüberschreitende Raumentwicklung zu erforschen. Es wurde differenziert zwischen Top-Down Raumbildern (Politikdokumente, Entscheidungsträger der Verwaltung und der Raumentwicklung aus Österreich und der Schweiz) und Bottom-Up Raumbildern (Lebenswirklichkeiten der Bewohner). Abschließend beschreibt der Autor die bisherige Umsetzung seiner Forschungserkenntnisse in der Raumentwicklung des Grenzraumes.

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Luxemburg zählt die meisten Grenzgänger in der EU. Diese pendeln täglich aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich oder Belgien in das dreisprachige Land ein. Daraus ergeben sich facettenreiche sprachliche und kulturelle Konstellationen der Zusammenarbeit. Der Beitrag untersucht, wie Mehrsprachigkeit und Interkulturalität von Grenzgängern in dem Land erlebt und bewältigt werden. Die herausgearbeiteten Typologien basieren auf Interviews, Interaktionsanalysen und Befragungen.

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Grenzregionen wie die Großregion oder die Trinationale Metropolregion Oberrhein gehen weit über den engeren Grenzraum hinaus. Während die institutionellen Strukturen der Zusammenarbeit durch Abkommen und Organisationsformen verstetigt werden konnten, fehlen Instrumente, um auf sich verändernde Rahmenbedingungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit angemessen reagieren zu können. Zunehmende grenzüberschreitende Verflechtungen, wirtschaftsstrukturelle Transformationsprozesse und neue Energiepolitiken in den nationalen Teilräumen wie auch der demografische Wandel stellen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor neue Herausforderungen. Hinzu kommen zunehmende räumliche Polarisierungen, die einerseits Fragen der Metropolisierung in urbanen Zentren sowie andererseits der Daseinsvorsorge in ländlichen Gebieten betreffen und die Weiterentwicklung sowie Zukunftsfähigkeit der betroffenen Grenzräume beeinflussen. Aufbauend auf den Arbeiten der AG „Border Futures“ beleuchtet dieser Band die praxisrelevante Thematik der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit neueren Erkenntnissen der planungsrelevanten Grenzraumforschung im europäischen Kontext. Die Ergebnisse sollen einerseits für die Grenzräume im Gebiet der LAG nutzbar gemacht und andererseits in einen breiteren fachlichen Diskurs zur Weiterentwicklung grenzüberschreitender Zusammenarbeit eingebracht werden. Fragen einer zukunftsorientierten grenzüberscheitenden Governance, neuer räumlicher Funktionalitäten sowie neuer Planungsinstrumente spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Möglichkeiten der derzeitigen Programmperiode der EU-Strukturpolitik für Grenzräume.

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Das von Martin Jones und Anssi Paasi editierte Special Issue zu „Regional Worlds” vereint verschiedene aktuelle theoretische Perspektiven auf die Region und untermalt dies mit empirischen Beispielen aus Europa, Afrika und Nordamerika. Das Issue versucht die immer noch aktuelle Bedeutung der Region in der Geographie aufzugreifen und bricht alte dichotome Konzeptualisierungen von Region als entweder territorial oder relational auf, um sie zu vereinen. Die AutorInnen stellen heraus, dass Regionen entsprechend der unterschiedlichen disziplinären Perspektiven auf verschiedenen Maßstäben konstruiert werden (sub-national, national, supranational, grenzübergreifend). Sie kontextualisieren Regionen in Zusammenhang mit Globalisierung, Grenzräumen, agency/advocacy, sozialer Konstruktion und historischen Entstehungs-und Wandlungsprozessen.