Working Paper Vol. 22
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Spätestens seit Mitte der 2010er-Jahre wird die Grenze verstärkt als komplexes Phänomen diskutiert, um zu einem umfassenderen und differenzierteren Verständnis von B/Ordering-Prozessen zu gelangen. Allerdings scheint der Begriff „Komplexität“ in der Fachdiskussion unpräzise verwendet zu werden, und teilweise ist noch ein alltagssprachliches Verständnis von Komplexität auszumachen. Um die Debatte über eine Komplexität der Grenze zu schärfen, wird in diesem Kommentar in einem ersten Schritt aufgezeigt, was Grenzforschende aktuell als komplex qualifizieren, und gefragt, welche analytischen und konzeptuellen Entwicklungen im Zuge des Bordering Turn die aufkommende Rede von komplexen Grenzen befördert haben. Im zweiten Schritt wird diskutiert, wie sich die Grenzforschung von Komplexitätstheorien inspirieren lassen kann, indem sie sich auf die performativen Wechselbeziehungen in B/Ordering-Prozessen und deren emergente Un/Ordnungen, die wiederum räumlich und sozial wirksam werden, konzentriert.