The Territorialities of U.S. Imperialism(s): Conflicting Discourses of Sovereignty, Jurisdiction and Territory in Nineteenth-Century U.S. Legal Texts and Indigenous Life Writing

The Territorialities of U.S. Imperialism(s): Conflicting Discourses of Sovereignty, Jurisdiction and Territory in Nineteenth-Century U.S. Legal Texts and Indigenous Life Writing

Grenzraum
Nord-America, Pazifik, Hawaii, Vereinigte Staaten
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Die Veröffentlichung ‘The Territorialities of U.S. Imperialism(s)’ vergleicht imperiale US-amerikanische und indigene Vorstellungen von Territorialität, wie sie in US-amerikanischen Rechtstexten und indigenen Lebensbeschreibungen des 19. Jahrhunderts artikuliert werden.

Zusammenfassung

Die Veröffentlichung ‘The Territorialities of U.S. Imperialism(s)’ vergleicht imperiale US-amerikanische und indigene Vorstellungen von Territorialität, wie sie in US-amerikanischen Rechtstexten und indigenen Lebensbeschreibungen des 19. Jahrhunderts artikuliert werden. Sie untersucht die Methoden, mit denen US-amerikanische Rechtstexte als “juristische Fiktionen” narrativ die territoriale Souveränität und Geschlossenheit der Vereinigten Staaten beteuern – obwohl sie sich auf eine Vielfalt imperialer Praktiken stützen, die Souveränität, Rechtsprechung und Territorium der USA  flexibel voneinander abtrennen und (wieder) miteinander verknüpfen.

Zugleich erkennt das Werk indigene Lebensbeschreibungen als nach ihrem Recht eigenständige und vollwertige Rechtstexte an, die das Ziel haben, die Heterogenität des nationalen Territoriums der USA sowohl aus ihrer individuellen Perspektive als auch in der Auseinandersetzung mit diesen rechtlichen Fiktionen hervorzuheben. Dadurch ermöglicht das Buch mit seiner Analyse ein nuancierteres Verständnis der kolonialistisch geprägten US-amerikanischen Rechtsfiktion, indem es die Territorialität als Schlüsselbegriff für die Gestaltung des Narrativs des US-Imperialismus unterstreicht.

Inhalt

Das Narrativ des US-Imperialismus setzt eine US-amerikanische Expansionsgeschichte von klar abgegrenzten Phasen voraus (der kontinentalen von 1782 – 1890, der überseeischen von 1898 – ca. 1945, der globalen von 1945 bis heute) , die je nach Phase auf unterschiedliche Arten der territorialen Vereinnahmung und Durchführung zurückgreift. Zugleich behauptet dieses Narrativ die Kontinuität einer “antikolonialen” (Alyosha Goldstein, Amy Kaplan, John Carlos Rowe) und außergewöhnlichen Ausprägung der US-Expansion in allen Phasen, sowohl im Hinblick auf die jeweiligen Vorgehensweisen der Expansion als auch im Zusammenhang mit anderen euro-amerikanischen imperialistischen Vorhaben. Dieses imperiale Narrativ beschönigt das koloniale Verhältnis zu den indigenen Völkern (u. a.) innerhalb und in Bezug auf das nationale Territorium der USA und ist eng mit der westlichen Vorstellung des westfälischen Nationalstaates und seinem Modell der Territorialität verwoben. Dieses Modell der Territorialität beruht auf der Vorstellung einer "Zuständigkeits-Kongruenz", d. h. einer unbedingten Deckungsgleichheit von nationalstaatlicher Souveränität, Rechtsprechung und Territorium.

Liest man das Narrativ des "antikolonialen" US-Imperialismus gegen den Strich, ermöglicht dies einen genaueren Blick auf das Verfahren “Cherokee Nation gegen den Staat Georgia” (1831) und die so genannten “Insular Cases” (1901), die als wegweisende Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs und Rechtstexte die Diskurse über die kontinentalen bzw. überseeischen Abschnitte der Expansion geprägt haben.

Der Fall “Cherokee Nation” kodifizierte die "außergewöhnliche" Beziehung zwischen den USA und den amerikanischen Ureinwohnern auf dem nordamerikanischen Kontinent und vertrat den Standpunkt, dass letztere im Verhältnis zu den USA als "inländische abhängige Nationen" zu betrachten seien, also weder als vollwertige Unionsstaaten noch als völlig ausländische Nationen. Aufgrund dieser "außergewöhnlichen" Beziehung war die Kontinentalexpansion antikolonial ausgerichtet. Die “Insular Cases”, genauer gesagt der Fall Downes gegen Bidwell (1901), beziehen sich auf das Verhältnis zwischen dem US-Kontinent und überseeischen Territorien (Guam, Puerto Rico, Kuba usw.), die nach dem Krieg gegen Spanien 1898 erobert worden waren, und betrachten diese als “nicht inkorporierte Territorien” mit dem Status eines “Auslands im inländischen Sinn”. Daher waren diese überseeischen Territorien einerseits nicht völlig unabhängig, andererseits galt aber auch die amerikanische Verfassung nicht in vollem Umfang für sie. Um die außergewöhnliche Eigenschaft der kontinentalen US-amerikanischen Expansion nicht zu verwässern, galt die Regel, dass die “nicht inkorporierten Territorien” in Übersee kein besonderes Verhältnis zu den USA hatten, sondern vielmehr nur vorübergehend in US-amerikanischem Besitz sein sollten und auf eine eventuelle Unabhängigkeit vorbereitet werden sollten. Wenn man die rechtlichen Diskurse, die diesen beiden Fällen zugrunde liegen, miteinander in Verbindung bringt, wird deutlich, dass die beiden vorgeblichen Phasen der US-Expansion darauf beruhen, dass indigene Völker und Gebiete als Sonderfälle im Hinblick auf die reguläre Rechtsordnung gelten, d. h. als Völker und Territorien, die vollständig der Souveränität der USA unterworfen sind, aber eben nicht vollständig der US-Gerichtsbarkeit unterliegen. Diese weitreichende Vorstellung von US-amerikanischer “vorrangiger Souveränität” (Mark Rifkin), die den USA die Wahl der Gerichtsbarkeit ermöglicht, ist im Kern eine strategische und anpassungsfähige Auftrennung zwischen US-amerikanischer Souveränität, Rechtsprechung und Territorium.

Die Analyse des Narrativs der "antikolonialen" US-Expansion jenseits der sich selbst bestätigenden Logik einer vorrangigen Souveränität verlangt die Einbeziehung indigener Stimmen und Perspektiven, die durch diesen Diskurs direkt entrechtet werden. Des Weiteren konzentriert sich meine Untersuchung auf die Legitimierung des Umsturzes der hawaiianischen Monarchie 1893 durch US-Truppen, ein expansiver Vorfall, der ‘zwischen’ diesen zwei Phasen stattgefunden hat. Da eine übergeordnete Souveränität eine indigene Volksvertretung innerhalb des US-Rechts nicht anerkennt, haben indigene Autoren besonders im 19. Jahrhundert US- und andere Rechtsdiskurse oft in verschiedenartigen Lebensbeschreibungen bewältigt. Davon zeugen die drei Texte von Lebensbeschreibungen in der vorliegenden Untersuchung. Eine vergleichende und sich überschneidende Lektüre dieser indigenen Lebensbeschreibungen und der US-amerikanischen Rechtstexte, auf die sie sich beziehen, verdeutlichen im Lichte einer “Kultur-als-Gesetz”-Betrachtung die Logik und den Mechanismus des imperialen US-Diskurses, der durch den Begriff der übergeordneten Souveränität verdeckt wird. Solch eine Lektüre enthüllt zugleich, wie diese indigenen Autoren ihre literarischen Texte nicht nur als Kritikpunkte oder Darstellung der Gesetze verstehen, sondern auch als Rechtsräume innerhalb ihres eigenen Rechtssystems, in dem, außerhalb des offiziellen Rechtsnarrativs des US-Nationalstaats, Begriffe von Souveränität, Rechtsprechung und Territorium miteinander verbunden und ausgehandelt werden.

Der Groschenroman “The Life and Adventures of Joaquín Murieta” (1854) des Cherokee-Autors John Rollin Ridge spielt in Kalifornien in den Jahren nach 1848. Der Schauplatz dient als Fassade, hinter der Ridge seine persönlichen Erfahrungen mit der Vertreibung der Cherokee im Rahmen des Verfahrens “Cherokee Nation gegen den Staat Georgia” bewältigt. In der fiktiven Geschichte des mexikanischen Banditen Joaquín Murieta entlarvt Ridge die Anwendung der übergeordneten Souveränität als Strategie, die auf einer Widersprüchlichkeit von US-amerikanischer Souveränität, Rechtsprechung und Territorium beruht. Ridge eignet sich die übergeordnete Souveränität an, indem er sie in die Fähigkeit seines Protagonisten übersetzt, das US-amerikanische Recht in einem räumlichen und literarischen Sinn zu überschreiben, sich darüber hinwegzusetzen. Damit bietet Ridges Text einen alternativen Raum, in dem ein Recht beschrieben und angewandt wird, das den US-amerikanischen Rechtsdiskurs mit literarischen Mitteln auf die Anklagebank setzt. Des Weiteren geht Ridges Text über die bloße Wiederholung der US-Rechtsstrategien hinaus und beansprucht auf mehreren Ebenen eine Zwischenposition. Auch wenn sein Werk eindeutig als Ablehnung eines ungerechten US-Staates und eines Rufes nach Gerechtigkeit für die Umsiedlung der Cherokee zu verstehen ist, so stellt es sich innerhalb des US-Rechtssystems zugleich einen dauerhaften Widerstand der indigenen Völkern vor – bis im amerikanischen Nationalstaat Platz für die Cherokee und andere geschaffen wurde.

In Geronimos “Story of His Life” (1905), einer Auftrags-Autobiographie, setzen sich der legendäre Apachen-Häuptling Geronimo (Bedonkohe-Apache), der Apachen-Übersetzer Asa Daklguie und der weiße Koautor Stephen M. Barrett mit dem Verhältnis von Geronimos Lebensgeschichte und dem Narrativ der US-Expansion in dem heutigen mexikanisch-amerikanischen Grenzraum auseinander. Barrett versucht, sich Geronimos Geschichte und dessen Stimme zu eigen zu machen, um im Nachhinein den Vertrag von Guadalupe Hidalgo (1848 zwischen Mexiko und den USA) durch ein neues Narrativ über die Expansion der USA im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet zu ersetzen. Auch wenn historisch der Vertrag  von Guadalupe Hidalgo den USA 1848 die Souveränität über das Gebiet zusgesprochen hatte, bedurfte es eines jahrzehntelangen  Kampfes zwischen den USA, Mexiko und den Apachen, um diese Soveränität durchzusetzen. Dieser Kampf und die Diskrepanz, die dieser Kampf zwischen der US-amerikanischen Souveränität und der US-amerikanischen Rechtsprechung verkörpert, gehörte sich aus der Sicht Barretts für das amerikanische Expansionsnarrativ nicht. Geronimos Geschichte erkennt die durch den Vertrag  von Guadalupe Hidalgo erlangte Souveränität nicht an und ersetzt den Vertrag durch das Narrativ einer geschickten Übertragung der Souveränität über das mexikanisch-amerikanische Grenzland von den Apachen auf die USA – wodurch die Apachen einfach verschwanden. Im Gegensatz dazu nutzt der Koautor Geronimo die erzwungene Zusammenarbeit als Gelegenheit, für die Apachen eine Zukunft nach seinem unmittelbaren Leben zu zeichnen und die Rückgabe ihres Heimatlandes zu fordern – Tropen, die in krassem Widerspruch zu der Vorstellung eines kohärenten und sauber abgegrenzten Abschnitts der US-Expansion stehen, der Barretts Ansatz in dem Buch prägt.

Zwei Werke, das “Hawaii’s Story by Hawaii’s Queen” (1898) von Königin Lili’uokalani, der letzten Königin der hawaiianischen Monarchie, und der US-amerikanische “Morgan Report” (1894) befassen sich mit den Ereignissen um den Sturz der hawaiianischen Monarchie durch die US-Truppen im Jahre 1893. Der “Morgan Report” wurde erstellt, um die US-amerikanischen Absichten einer Annektierung der Inseln von Hawaii zu legitimieren, indem bewiesen werden sollte, dass die USA in den eigentlichen Umsturz nicht verwickelt waren, und zugleich ein dem Umsturz vorausgehender US-amerikanischer Anspruch auf die Hawaii-Inseln beteuert wurde. Zu diesem Zweck stellt der Morgen Report die US-amerikanische Souveränität der USA über Hawaii zum Zeitpunkt des Umsturzes in Abrede, verortet die Inseln aber in einem “amerikanischen System” und innerhalb einer vorrangigen US-Souveränität – jedoch nicht als der US-Rechtsprechung unterworfen. In “Hawaii’s Story by Hawaii’s Queen” zweifelt Königin Lili’uokalani diese Darstellung vom Hawaiianischen Königreich an , indem sie Beweise für die unmittelbare Verantwortung der USA für den Umsturz liefert und das von den USA selbst stammende Expansions-Narrativ gegen sie verwendet. Über die bloße Rezeption und Diskussion des US-amerikanischen Rechtsdiskurses hinaus besitzt Königin Lili'uokalanis Autobiografie, wenn sie aus der Sicht der autobiografischen Traditionen der Kanaka Maoli gelesen wird, auch juristische Bedeutung. Ihr Werk versucht, die Unabhängigkeit des hawaiianischen Königreichs vor und während des Umsturzes zu bekräftigen und, jenseits der damals wohl dem Untergang geweihten politischen Existenz Hawaiis und ungeachtet ihrer Position als Königin, die hawaiianische Souveränität hervorzuheben und zu bewahren.

Die Theorien zur nationalstaatlichen Souveränität stimmen allgemein darin überein, dass Souveränität, Rechtsprechung und Staatsgebiet als Kernvokabular des Westfälischen souveränen Nationalstaatsmodells zu verstehen sind und eine “übereinstimmende Rechtsordnung” als die ordnende Grammatik, die die unauflösbare Verknüpfung dieser drei Kernvokabeln beschreibt. Die Analyse der Texte von Ridge, Geronimo und Königin Lili’uokalani zeigt, dass die flexible Trennung dieser Vokabeln voneinander in durchweg allen Abschnitten von US-Expansionsbestrebungen zu den grundlegenden Werkzeugen des US-Imperialismus gehört – die imperiale Grammatik einer widerspruchsvollen Rechtsprechung. Diese imperiale Grammatik steht paradoxerweise mit dem Westfälischen Nationalstaatsmodell, auf den sich das Narrativ der US-Expansion beruft, im Widerspruch. Das zeigt, dass die USA zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte ein Westfälischer Nationalstaat im Sinne dieses Modells waren, sondern vielmehr, dass der Anspruch, diesem Modell zu genügen, die Grundlage für die Verstetigung des Narrativs von souveräner, legitimer, außergewöhlicher und im Wesen antikolonialer US-Expansion war und ist.

Inhalt :

1. Einleitung: Die Territorien des US-Imperalismus
1.1 Ist die Verfassung jemals der Flagge gefolgt? Ein Plädoyer für die Kontinuität der Unklarheit
1.1.1 Die schmuddlige Abstammung vom Westfälischen Nationalstaat und die Einverleibung von indigenen Territorien
1.1.2 Der Umsturz der "Idee von 1898": Der Sturz der hawaiianischen Monarchie
1.2 Kultur als Gesetz und indigene Lebensbeschreibungen
1.3 Lesen über indigene Perspektiven hinweg: Potenziale und Schwachstellen
1.4 Annehmen von Beschränkungen: Positionalitäten und die Analyse von indigenen Lebensbeschreibungen und US-Imperialismus
2. Die Souveränität der USA beiseite schieben/überschreiben: John Rollin Ridges “The Life and Adventures of Joaquín Murieta”
2.1 Poetische Freiheit und juristische Fiktionen im Indianerrecht der Vereinigten Staaten
2.1.1 Aufhebung der Souveränität in der Marshall-Trilogie
2.1.2 Poetische Gerechtigkeit in Joaquín Murieta
2.2 Aufhebung/Überschreibung des Gesetzes in Joaquín Murieta
2.2.1 Inlandsstatus und Souveränität in Joaquín Murieta
2.2.2 “Ein Autor, der seine tragische Geschichte auslebt”: Joaquín Murieta als Gesetzestext
2.2.3 Von der Cherokee-Nation heimgesucht: John Rollin Ridge's Urteil im Fall Joaquín Murieta
3. Souveränität leugnen, um sie zu stärken: Geronimos und Stephen M. Barretts “Geronimos Story of His Life”
3.1 Der Vertrag von Guadalupe Hidalgo in “Geronimos Story of His Life”
3.2 Westlicher Inlandsanspruch und Souveränität der Apachen
3.3 “So war es im Apachen-Land”: US-Souveränität leugnen, um sie zu stärken
3.4 Der Dolmetscher und die Kontinuität des Lebens der Apachen
4. Missachtete und geleugnete Souveränität, Königin Lili‘uokalanis “Hawaii’s Story by Hawaii’s Queen”
4.1 Reisen durch "kleine Orte im weiten Pazifik" und "weite Kontinente"
4.2 US-amerikanisches kontinentales Denken und der Sturz des Königreichs Hawaii
4.3 Beiseite gestellte und geleugnete US-Souveränität: Der “Morgan Report”
4.4 Eingreifen der Kanaka Maoli und Forderung von Souveränität
4.5 Kanaka Maoli und deren Vorstellungen eines Territoriums
4.6 “Es gibt und gab nie eine Person wie ‘Lili‘uokalani Dominis’”: Die Kontinuität der hawaiianischen Souveränität in “Hawaii’s Story by Hawaii’s Queen”
5. Konklusion(en): Die Grammatik des US-Imperialismus
6. Quellenangaben

Fazit

Die Theorien zur nationalstaatlichen Souveränität stimmen allgemein darin überein, dass Souveränität, Rechtsprechung und Staatsgebiet als Kernvokabular des Westfälischen souveränen Nationalstaatsmodells zu verstehen sind und eine “übereinstimmende Rechtsordnung” als die ordnende Grammatik, die die unauflösbare Verknüpfung dieser drei Kernvokabeln in dem Modell beschreibt. Die Analyse der Texte von Ridge, Geronimo und Königin Lili’uokalani zeigt, dass die flexible Trennung dieser Vokabeln voneinander in durchweg allen Abschnitten von US-Expansionsbestrebungen zu den grundlegenden Werkzeugen des US-Imperialismus gehört – die imperiale Grammatik einer widerspruchsvollen Rechtsprechung. Diese imperiale Grammatik steht paradoxerweise mit dem Westfälischen Nationalstaatsmodell, auf den sich das Narrativ der US-Expansion beruft, im Widerspruch. Das zeigt, dass die USA zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte ein Westfälischer Nationalstaat im Sinne dieses Modells waren, sondern vielmehr, dass der Anspruch, diesem Modell zu entsprechen, die Grundlage für die Verstetigung des Narrativs von souveräner, legitimer, außergewöhlicher und im Wesen antikolonialer US-Expansion war und ist.

Kernaussagen

Ein Ansatz, der Recht aus Kultur ableitet, wie in der Analyse zu finden, hinterfragt die Darstellung der unterschiedlichen Phasen von antikolonialer Expansion unter verschiedenen Gesichtspunkten. Diese Lesart verdeutlicht die Vorgehensarten, auf die die US-Expansion routinemäßig vertraut, indem sie das Kernvokabular des Westfälischen Nationalstaatsmodells zerpflückt – Souveränität, Rechtsprechung und Territorium – und damit zugleich Kontrolle über indigene Territorien ausübt, aber den kolonialen Charakter dieser Kontrolle verschleiert. Ich behaupte, dass diese “imperiale Grammatik”, um bei der Metapher zu bleiben, eine der grundlegenden Stratgien und Mechanismen des US-Imperialismus und der durchgängig beständige Kern in allen Expansionsphasen der USA ist.

Leitung

Jens Temmen

Verfasser des Eintrags
Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2021
Identifikationsnummer

ISBN 978-3-8253-4713-0
E-ISBN 978-3-8253-7942-1