Boundary Work and the Complexity of Natural Resources Management

Boundary Work and the Complexity of Natural Resources Management

Grenzraum
Usbekistan
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

In diesem Artikel beschreibt Peter Mollinga, wie man der Komplexität im Management von natürlichen Ressourcen Systemen durch trans- und interdisziplinäre Forschung und unter Zuhilfenahme des „boundary work“ Konzeptes begegnen kann.

Zusammenfassung

Natürliche Ressourcen Management (NRM) Systeme sind durch komplexe Zusammenhänge von technischen, öko-sozialen, ökonomischen und politischen Prozessen und Perspektiven gekennzeichnet. In der Analyse und dem Management von natürlichen Ressourcen Systemen stoßen wir auf eine Vielzahl von gesellschaftlichen, disziplinären, kulturellen und technischen Grenzen, die durch ein trans-und interdisziplinäres Forschungsdesign überbrückt werden können. Es bestehen bereits verschiedene Konzepte für die inter-und transdisziplinäre Zusammenarbeit in NRM Systemen in verschiedenen Forschungsbereichen in den USA, der Schweiz und Großbritannien. Das „boundary work“ Konzept liefert einen weiteren Ansatz, trans-und interdisziplinäre Forschung zu NRM Systemen effektiv und erfolgreich zu gestalten und die Brücke zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu schlagen. In solchen trans- und interdisziplinären Forschungen ergeben sich verschiedene Problematiken, die anhand eines Forschungsprojektes zu NRM Systemen in Usbekistan illustriert werden.

Inhalt

Der Artikel behandelt die Frage, was es bedeutet mit Komplexität im Management von natürlichen Ressourcen Systemen umzugehen und wie Forschungspraktiken dadurch beeinflusst werden.

Zunächst definiert Mollinga drei Arten von Komplexität: 1) ontologische, 2) gesellschaftliche und 3) analytische. Diese verweisen erstens darauf, dass Probleme des NRM zwar wissenschaftlich beschrieben, aber nicht so gelöst werden können. Zweitens deuten sie darauf hin, dass NRM Systeme immer in soziale Kontexte eingebunden sind und von unterschiedlichen Gruppen mit variierenden Interessen und Perspektiven genutzt und verwaltet werden. Drittens sind NRM Systeme kompliziert und schwierig zu verstehen und werden nicht komplett erfasst, da sich einzelne Disziplinen nur mit Teilsystemen beschäftigen. Ontologische und analytische Komplexität in NRM Systemen erfordern interdisziplinäre Forschung und Zusammenarbeit während gesellschaftliche Komplexität transdisziplinäre Forschungen erfordert.

Innerhalb verschiedener nationaler, akademischer Kontexte sind bereits unterschiedliche Ansätze zur integrativen und disziplinübergreifenden Erforschung der NRM Systeme entstanden. So z.B. das „research-policy-interface“ der interdisziplinären Nachhaltigkeitswissenschaften in den USA, die transdisziplinäre Forschung von NRM Systemen in der Schweiz oder auch Konzepte der entwicklungs- und partizipatorischen Modellierung in der ländlichen Forschung in Großbritannien. Mollinga schlägt mit dem „boundary work“ Konzept einen weiteren Ansatz zur integrativen Erforschung von NRM Systemen vor.

„Boundary Crossing“ ist eine notwendige Aufgabe in inter- und transdisziplinären Studien, geschieht aber nicht von selbst, sondern bedarf aktiver Arbeit, nämlich „boundary work“. Diese Arbeit lässt sich in drei Typen unterteilen: 1) die Entwicklung von „boundary concepts“, die das Denken und konzeptuelle Kommunikation über multidimensionale Probleme wie NRM Systeme erlauben; 2) die Definition von „boundary objects“, die Methoden und Mittel darstellen, mit denen man in Situationen arbeiten kann, in denen unvollständiges Wissen, nicht-Linearität und unterschiedliche Interessen vorherrschen; 3) die Herstellung von „boundary settings“, in denen die Konzepte und Objekte fruchtbar gemacht werden können.

„Boundary conecpts“ sind Begriffe, die für unterschiedliche Disziplinen und Akteure (z.B. policy makers) als Konzept fungieren, die das gleiche Objekt beschreiben, aber variierende Bedeutungen haben können. Typische Beispiele wären ‚Nachhaltigkeit‘, „Ökosystemdienstleitungen“ oder ‚Resilienz“.

„Boundary objects“ können durch analytische, bewertungs- und partizipatorische Prozesse geschaffen werden. Während sich der analytische Weg an wissenschaftlichen Maßstäben orientiert und den Anspruch einer realitätsgetreuen Modellierung von z.B. NRM Systemen hat, fokussiert sich der Bewertungsansatz auf das Erstellen von simpleren Modellen mit praktischem Nutzen für politische Entscheidungsträger. Der partizipatorische Ansatz setzt auf Prozesse des sozialen Lernens, wobei Machtbeziehungen in der Ressourcenplanung und Wissensentwicklung ausbalanciert werden sollen.

„Boundary settings“ beziehen sich auf die internen und externen institutionellen und organisationsspezifischen Bedingungen, unter denen transdisziplinäre Forschung erfolgreich umgesetzt werden kann.

Anhand eines ZEF geförderten transdisziplinären Projekts zur ökonomischen und ökologischen Restrukturierung in Richtung Nachhaltigkeit von bewässerter Baumwolllandwirtschaft in Usbekistan illustriert Mollinga abschließend die Herausforderungen und Probleme von „boundary work“.

Fazit

Für den Erfolg von trans-und interdisziplinärer Forschung im Bereich NRM Systeme bedarf es an aktiver Grenzarbeit („boundary work“). Diese Arbeit lässt sich in drei Kategorien einteilen:

  1. Analytische Arbeit: sie dient dazu Grenzkonzepte („boundary concepts“) zu erstellen, die zu einem Verständnis der Problematik beitragen sollen
  2. Instrumentelle Arbeit: sie dient dazu Grenzobjekte („boundary objects“) zu konzipieren, die zur Handlung anleiten
  3. Organisatorische Arbeit: sie dient dazu Grenzumgebungen („boundary settings“) herzustellen, in denen die beiden anderen Grenzarbeiten realisiert werden können

Die Herausforderung besteht darin, alle drei Aspekte gleichzeitig umzusetzen sowie nicht nur ein auf die wissenschaftlichen Fragestellungen fokussiertes Forschungsdesign zu wählen und zu verfolgen.

Es bleiben weiterhin Probleme bestehen, vor allem in Bezug auf den institutionellen Rahmen, die (Macht-)Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren und Interessensgruppen und die Beschaffung von personellen und finanziellen Ressourcen für die Umsetzung transdisziplinärer Projekte und „boundary manangement“.

Die Verbesserung der Grenzarbeit hängt mit verschiedenen Aspekten zusammen. Zunächst muss ein Forschungsrahmen geschaffen werden, der es schafft die Brücke zwischen langwieriger Arbeit an Grenzkonzepten mit der oft kurzfristigen Notwendigkeit für politische Entscheidungen zu bilden. Ebenso muss ein Weg gefunden werden Verantwortlichkeit nicht nur gegenüber Geldgebern und akademischen Kreisen zu artikulieren, sondern auch „downward“ in Richtung anderer, beteiligter Akteure mit niedrigeren Machtpositionen. Ebenso ist es von Nöten, dass Geldgeber und Manager genügend Gelder und Personal breitstellen um trans-und interdisziplinäre Projekte zu realisieren und Grenzmanagement zu leisten.

Kernaussagen
  • Trans- und interdisziplinäre Forschung im Bereich NRM Systeme kann ein holistischeres Bild der Probleme erstellen und so auf unterschiedliche Interessensgruppen und Akteure reagieren und sie in die Forschung und Problemlösungsprozesse integrieren
  • Um Komplexität (von NRM Systemen) zu erforschen und durch transdisziplinäre Forschung zu erfassen bedarf es aktiver Grenzarbeit. Diese lässt sich in drei Kategorien aufteilen: Grenzkonzepte, Grenzobjekte, Grenzumgebungen
  • Es bleiben immer noch verschiedene Probleme in der Umsetzung von inter- und transdisziplinärer Forschung bestehen, die auf strukturelle, finanzielle, gesellschaftliche, akademisch-wissenschaftliche sowie politische Barrieren zurückzuführen sind und in Zukunft gelöst werden müssen

 

Leitung

Peter P. Mollinga

Verfasser des Eintrags
Ansprechpartner

Peter P. Mollinga

Fonction
Professor of Development Studies, Department of Development Studies
Organisation
SOAS University of London, United Kingdom
Erstellungsdatum
2018
Datum
Erschienen in
Crop Science, March 2010, Vol.50, pp.S-1-S-9
Identifikationsnummer

DOI: 10.2135/cropsci2009.10.0570

ISSN: 0011-183X

E-ISSN: 1435-0653