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Working Paper Vol. 26

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Zusammenfassung

Anläßlich des 40. Jahrestags des Schengener Abkommens bot die Konferenz „40 Jahre Schengen: Menschen, Grenzen, Politik“, die vom EMN Luxemburg und dem UniGR-Center for Border Studies gemeinsam organisiert wurde, eine willkommene Gelegenheit, die europäische Integration zu feiern und die sich wandelnden Realitäten von Grenzregimen kritisch zu analysieren. Im Mittelpunkt stand die Freizügigkeit in Grenzregionen, insbesondere im SaarLorLux-Raum. Dabei wurden die sozioökonomischen Verflechtungen, rechtlichen und politischen Herausforderungen untersucht, die mit der Wiedereinführung von Binnengrenzkontrollen einhergehen. Die Panels und Diskussionsrunden beleuchteten die sich verändernden Dynamiken an den inneren und äußeren Rändern des Schengen-Raums. Dort tragen Migrationsbewegungen, sicherheitspolitische Diskurse und geopolitische Krisen zu einer beginnenden Neukonfigurierung des Schengen-Geistes bei. Die Teilnehmenden sprachen sich für ein erneuertes Bekenntnis zu den Grundwerten Solidarität, Vertrauen und geteilter Souveränität aus und betonten, daß die Zukunft Schengens politischen Willen und zivilgesellschaftliches Engagement erfordert. Die Konferenz bekräftigte, daß Schengen nicht nur eine gelebte Realität und ein Symbol europäischer Freiheit ist, sondern auch ein strategischer Grundpfeiler in Zeiten der Unsicherheit ist.

Working Paper Vol. 24

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Zusammenfassung

Die Schengen-Länder berufen sich zunehmend auf den Schengener Grenzkodex, um die Binnengrenzen undurchlässiger zu machen. Das Working Paper analysiert die fortdauernde Wiedereinführung temporärer Kontrollen an den EU-Binnengrenzen zwischen 2015 und 2024 sowie die von den Schengen-Ländern hierfür angeführten Legitimierungen. Die Analyse deckt vier Phasen auf, in denen sich ein schrittweiser Wandel vollzieht: Der vor 40 Jahren etablierte Schengen-Spirit wird zunehmend von einem Border-Spirit verdrängt. Zwar bleiben offene Grenzen und Freizügigkeit zentrale Leitprinzipien der Europäischen Union, doch gewinnen nationale Grenzregime an Bedeutung und werden an wechselnde Bedrohungslagen fortlaufend angepasst. Migration, Terrorismus, Gesundheitsschutz und hybride Bedrohungen stellen dabei diskursive Ressourcen, um eine Schengen-Realität zu legitimieren, die nicht länger als Ausnahme verstanden werden kann, sondern vielmehr als eine normalisierte, sicherheitsorientierte europäische Ordnung. Diese Entwicklung ist von einer Renationalisierung der EU-Grenzpolitik, sich stetig ausweitenden Krisenrhe-torik, politischen Instrumentalisierung und einem ambivalenten Grenzmanagement gekennzeichnet.

Working Paper Vol. 22

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Zusammenfassung

Spätestens seit Mitte der 2010er-Jahre wird die Grenze verstärkt als komplexes Phänomen diskutiert, um zu einem umfassenderen und differenzierteren Verständnis von B/Ordering-Prozessen zu gelangen. Allerdings scheint der Begriff „Komplexität“ in der Fachdiskussion unpräzise verwendet zu werden, und teilweise ist noch ein alltagssprachliches Verständnis von Komplexität auszumachen. Um die Debatte über eine Komplexität der Grenze zu schärfen, wird in diesem Kommentar in einem ersten Schritt aufgezeigt, was Grenzforschende aktuell als komplex qualifizieren, und gefragt, welche analytischen und konzeptuellen Entwicklungen im Zuge des Bordering Turn die aufkommende Rede von komplexen Grenzen befördert haben. Im zweiten Schritt wird diskutiert, wie sich die Grenzforschung von Komplexitätstheorien inspirieren lassen kann, indem sie sich auf die performativen Wechselbeziehungen in B/Ordering-Prozessen und deren emergente Un/Ordnungen, die wiederum räumlich und sozial wirksam werden, konzentriert.

Working Paper Vol. 19

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Zusammenfassung

Die zentralen Stadtviertel von San Diego befinden sich inmitten einer von der Stadtverwaltung und privaten Akteuren geführten Entwicklungsphase, die sich allmählich von einem Stadtviertel zum anderen erstreckt und langsam einkommensschwache Gemeinschaften in 'angesagte' Orte für wohlhabende Bevölkerungsgruppen verwandelt. Dies trifft insbesondere auf das Viertel North Park zu, das in den letzten Jahrzehnten umgestaltet wurde und vor Kurzem begonnen hat, sich ostwärts über zwei innerstädtische Autobahnen in die große hispanische und asiatisch-amerikanische Gemeinschaft von Mid-City auszudehnen. Insbesondere entlang der großen Geschäftsstraßen, die die beiden Gemeinschaften verbinden, werden zuvor produzierte und gewohnte Unterschiede derzeit neu verhandelt - sozial und funktional, aber auch wirtschaftlich, symbolisch und architektonisch -, was die Entstehung einer (zeitlichen) hybriden Zwischenzone bedingt, die gleichzeitig Teil des einen und des anderen Stadtteils ist. Diese Veränderungen sind mit städtischen und privaten Entwicklungsanstrengungen verbunden und haben für die Bewohner:innen von North Park und Mid-City gleichermaßen eine erhebliche alltägliche Bedeutung. Allerdings wurden diese Prozesse bisher nicht eingehend analysiert. Unsere Arbeit schließt diese Lücke, indem sie einen theoretischen Rahmen für multidimensionale Grenzprozesse entwickelt, der der facettenreichen Komplexität dieses Übergangs- und zeitlichen Borderlands Rechnung trägt. Auf der Grundlage dieses Rahmens werden empirische Ergebnisse aus einer Mixed-Methods-Forschungsstudie (unter anderem qualitative Interviews und partizipative Beobachtungen), die zwischen 2019 und 2022 durchgeführt wurden, verwendet, um nachzuverfolgen, wie San Diegos fortschreitender Trend der städtischen Umgestaltung die multidimensionale Verschiebung, Durchdringung und Neuverhandlung von Grenzen und somit die Entstehung eines hybriden urbanen Borderlands zwischen North Park und Mid-City vorantreibt.