Selected conceptual issues in border studies

Selected conceptual issues in border studies

Grenzraum
Monde entier
Sprache(n)
Englisch
Einleitung

Der Artikel ist auf den ersten Ergebnissen des Projekts EUBORDERSCAPES begründet und zielt darauf ab, gemeinsame und transdisziplinäre konzeptuelle Rahmen für das Konzept der Grenze zu erarbeiten.

Zusammenfassung

Der Artikel beschäftigt sich mit mehreren wichtigen Themen und Konzepten, die im Laufe der letzten Jahre eine Rolle für die Entwicklung der Grenzstudien gespielt haben. Dazu spricht er neuere Forschungsperspektiven an, die zu einem neuen Konzept im Bereich der Humangeographie führen können. Der Stand der Literatur veranlasst die Autoren dazu, festzustellen, dass aktuelle Arbeiten zum Thema Grenze(n) sich eher mit den Gründen beschäftigen, die mit der Produktion von Grenze(n) auf der Grundlage der Alltagspraktiken der Bevölkerung einhergehen, wobei Grenzen zugleich als Institutionen, Prozesse und Symbole wahrgenommen werden. Ein besonderes Augenmerk wird auf den Prozess der Neukonfigurierung von staatlichen Grenzen gerichtet, im Hinblick auf Kontrolle des Staatsgebiets, auf Sicherheit und auf Souveränität, sowie auf die Verflechtungen zwischen dem Bereich des Alltagslebens, dem der Macht und dem der Konstruktion von sozialen Grenzen.

Inhalt

Der Artikel gründet auf den ersten Ergebnissen des Projekts EUBORDERSCAPES, das vom 7. Europäischen Rahmenprogramm gefördert wurde. EUBORDERSCAPES wirft einen neuen Blick auf die Themen und Konzepte, die für die Entwicklung von Grenzstudien wichtig waren und untersucht die neueren Forschungsperspektiven, die Treibkräfte für den festgestellten Konzeptwandel zu sein scheinen.

Die Grenzstudien sind zu einem Forschungsschwerpunkt geworden, in den viele unterschiedliche Disziplinen einfließen. Zudem haben sie sich von einer Konzentration auf die Beschäftigung mit formalen staatlichen Grenzen und ethnokulturellen Gebieten hin zur Erforschung von Grenzen auf unterschiedlichen sozialen, räumlichen und geographischen Ebenen entwickelt, die sowohl auf lokaler, kommunaler, regionaler, weltweiter wie überstaatlicher Ebene angesiedelt sind.

Seit den neunziger Jahren haben die Grenzstudien eine Renaissance erfahren, wobei Grenzen nicht mehr als feststehende Gebilde gesehen werden, sondern als Phänomene, die an soziale und politische Prozesse innerhalb von Gesellschaften gebunden sind, durch die Grenzen geschaffen oder abgesteckt werden.

In diesem Essay beschäftigen sich die Autoren mit einer zentralen Frage, die charakteristisch für die aktuelle Debatte ist: Welche Beziehungen bestehen zwischen formalen Prozessen (zum Beispiel auf staatlicher Ebene) und informellen Prozessen (zum Beispiel auf gesellschaftlicher Ebene) bei der Herstellung von Grenzen?
Dabei behandelt der Artikel zwei Aspekte:

  1. den dynamischen Prozess der Neugestaltung von Staatsgrenzen in Bezug auf territoriale Kontrolle, Sicherheit und Souveränität
  2. den Bezug zwischen Alltagswelten, Machtverhältnissen und Konstruktion von sozialen Grenzen.

Beide Prozesse spiegeln sowohl Wandel wie auch Kontinuität der Reflexion zum Thema Grenzen wider und werfen auch eine Reihe von Fragen auf.

Der Artikel behandelt acht Themenbereiche:

  1. Grenze als Perspektive
  2. Grenzen und räumlich-soziale Territorialitäten – Entwicklung der nationalen und staatlichen Kontextbedingungen
  3. Abgrenzung und Neudefinition von Grenzen über den Staat hinaus – gibt es einen Wandel bei der Territorialität?
  4. Territoriale Souveränität über traditionelle Staaten hinaus
  5. Grenzen, territoriale Identität und Alltagswelten
  6. Symbolische Grenzen und weltweite geopolitische Perspektive
  7. Absicherung und ethische Fragen
  8. Ethische Fragen in den Grenzstudien

 

Fazit

Auch wenn in diesem Artikel nur einige Konzepte zur Grenztheorie vorgestellt werden, so zeigen sich doch die Vielfalt dieser Grenzen, ihre thematische und fachliche Streuung sowie ihre Differenzierung. Es werden zwei eindrückliche Paradigmenwechsel dargestellt:

  • die optimistische Perspektive einer " Welt ohne Grenzen " (bzw. eine " Europäisierung " nationaler Grenzen) mit einem Schwerpunkt auf der Neudefinition von Grenzen,
  • die zunehmende Abriegelung und Sicherung, die zunehmend durch Industrie und Sicherheitsdenken verstetigt wird, durch deren mächtige Lobbyvertretungen und noch mehr durch die Krise und die Neugestaltung territorialer Identitäten, die durch die Globalisierung hervorgerufen wurden.

Der derzeitige Stand der Grenzstudien zeigt, dass neuere Entwicklungen die « Macht » der Grenzen von Grund auf verändert haben, indem die dialektische Beziehung zwischen ihrer unveränderlichen Natur und ihren ständig wechselnden Eigenschaften verändert wurde, was zu einer neuen Betrachtung der Auswirkung von Grenzen auf menschliche Aktivitäten geführt hat. Grenzen haben für unterschiedliche Akteure unterschiedliche Bedeutungen und spiegeln gleichzeitig auf unterschiedlichen Ebenen die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft wider.

 

Kernaussagen

Die Grenzstudien haben sich zu einem immer weiteren Forschungsfeld entwickelt. Somit müssen Themen und Studienkonzepte zum Thema Grenze überdacht werden, was wiederum einem kulturellen Wandel und neuen Arbeitsmethoden entspricht sowie einer Neudefinition einiger Konzepte.

Leitung

Vladimir Kolossov et James Scott

Verfasser des Eintrags
Perrine
Dethier
Ansprechpartner
Erstellungsdatum
2019
Erschienen in
Belgeo, Volume 1, 2013
Identifikationsnummer

DOI: 10.4000/belgeo.10532

ISSN: 2294-9135